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Im „grossen Christoph“, wie das Volk ihn nennt, ist das Volk selbst personificirt, die rohe, aber gutartige Masse, die für Bekehrung empfänglich ist, und der dann auch eine grosse Gewalt inwohnt zum Schutz der einmal von ihr anerkannten Kirche. Deshalb pflegte man vormals das Bild des grossen Christoph vor die Thür der Kirche zu stellen. Vgl. Kreuser, Kirchenbau I. 139. Man findet es auch nicht selten unter den Kanzeln und Sakramentshäuschen als starken Träger, jedoch nicht wie die Karyatiden und wie den Atlas der Alten gedrückt, sondern frei hervortretend.

Die Teufel, die auf einem Bild in Erfurt im Wasser auftauchen und gegen den grossen Christoph anstürmen, scheinen überflüssig, tragen wenigstens nichts bei, um dem tiefen und schönen Sinn der Legende noch etwas Besseres hinzuzufügen. Vgl. Fiorillo I. 490.


Christus.

Sowohl die vornehmsten Acte im Leben des Heilandes, als seine Symbole sind in besonderen Artikeln in weitester peripherischer Ausbreitung behandelt. Ich fasse hier nur das Centrale in seiner Persönlichkeit auf.

Wie in ihm die göttliche und menschliche Natur innig vereinigt und doch unterscheidbar sind, so tritt uns auch schon in den ältesten Bildnissen von ihm ein Gegensatz von göttlicher Hoheit und von menschlichen Leiden entgegen. Dieser Gegensatz geht sodann durch alle Darstellungen der spätern Zeit, so dass man überall die Salvatorbilder als die des göttlichen Herrn, des tröstenden, erlösenden, thronenden und richtenden, von den Vesperbildern, als Bildern des leidenden und sterbenden Menschensohnes, unterscheidet.

Alle Salvatorbilder haben ihren Ursprung in dem Bildniss, welches König Abgarus von Edessa von Christo entwerfen liess, nachdem er durch denselben von einer schweren Krankheit geheilt worden war. Der Maler wurde durch einen Glanz geblendet, da soll nach der Legende Gott selbst das

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_175.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)