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Inzwischen weichen die Kirchenväter und Mystiker in den einzelnen Bezeichnungen ziemlich von einander ab, so dass eine klare Tabelle nicht zu ermitteln ist. Was klar hervorleuchtet, werde ich in den Artikeln, die von den Edelsteinen im Einzelnen handeln, beibringen. Den zwölf Aposteln entsprechen: Jaspis = Petrus; Smaragd = Paulus (aber auch Andreas); Chalcedon = Jakobus major; Onyx = Philippus; Sardon = Bartholomäus; Chrysolith = Matthäus; Beryll = Thomas; Topas = Jacobus minor; Chrysopras = Thaddäus; Ligurius = Simon; Amethyst = Mathias.

Ueber das Orakel der Urim und Thumim und über die Frage, ob Urim und Thumim mit dem Brustschild des Hohenpriesters identisch oder von ihm verschieden sey, vgl. Winer, bibl. Realwörterbuch s. v. und noch insbesondere Züllich, Offenbarung Johannis I. 408f. II. 427f. Der christlichen Symbolik kommt es nicht mehr darauf an, ob und wie der Hohepriester im Spiegel der Edelsteine die Verhängnisse des jüdischen Volkes gelesen habe.

Philo glaubte in den zwölf Edelsteinen die zwölf Himmelszeichen wiederzufinden, und erklärte demnach das Prophezeihen aus denselben auf astrologische Art. Vgl. Züllich I. 443. Das hing mit der Aeonenlehre zusammen. Sofern nun aber das neue Jerusalem nur Sinnbild für den christlichen Himmel überhaupt war, lag es nahe, auch die zwölf Edelsteine mit den himmlischen Heerschaaren zu identificiren, den Engel- und Heiligenchören, die eben so die Bevölkerung des himmlischen Jerusalems bilden sollen, wie die Nachkommen der zwölf Stämme des alten irdischen Jerusalems. Daher in dem altdeutschen Vaterunser des Heinrich von Krolovitz im 19ten Bande der Bibliothek der Nationalliteratur die ausführliche Vergleichung der Edelsteine im neuen Jerusalem mit den einzelnen Heerschaaren des Himmels. Auch hier kommen wieder Abweichungen im Namen der Edelsteine vor. Der Weise bedeutet die Maria, der Kristall die Engel, der Diamant die Erzengel, der Magnet die Patriarchen, der Smaragd die Propheten, der Jaspis die Apostel, der Karfunkel

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_223.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)