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Die älteste dreifache Eintheilung der Engel hing wohl von der Dreieinigkeitslehre ab. Sie begegnet uns schon im Besuch der drei Engel bei Abraham, die auch wohl für die göttliche Dreieinigkeit selbst gehalten worden sind, weshalb sie auf alten Bildern auch den sonst nur den höchsten Personen der Gottheit zukommenden Kreuznimbus tragen. Didron, man. p. 88.

Allen andern Engeln sind die Erzengel vorgesetzt, unter denen der kriegerische Michael die bösen Dämonen überwindet und die Waage des letzten Gerichtes hält, Raphael als Begleiter des jungen Tobias vorzugsweise sich als Schutzgeist guter und leidender Menschen zu erkennen gibt, und Gabriel, der Engel der Verkündigung. Michael entspricht am meisten Gott dem Vater, sofern diesem noch am meisten von den Eigenschaften des Jehovah geblieben sind und überhaupt erst die alte Zeit siegreich im Kampf überwunden seyn musste, bevor die neue kommen konnte. Raphael entspricht am meisten dem unmittelbar zur leidenden Menschheit herabgestiegenen Erlöser; Gabriel sodann dem heiligen Geist, dessen ewiges Friedensreich uns erst verheissen ist. Vgl. die sinnigen Hymnen des Rhabanus Maurus in Fortlage’s Gesängen christl. Vorzeit S. 203. Alle drei Erzengel vereint tragen das segnende Christkind in einer Aureole. Didron, man. p. 77. Raphael malte die drei Erzengel, zum Christkind emporblickend, und zwar Gabriel verkündigend, Michael auf den Drachen tretend und Raphael mit einem Kinde, das er fürbittend dem kleinen Heiland empfiehlt. – Die Zornengel, die in Hagel, Schnee, Dampf und Sturmwind des Herrn Wort ausrichten, Psalm 148, 8, vgl. Offenb. Joh. 7, 12. 14, 18. 16, 5, sind dem Michael, die Schutzengel, Psalm 34, 8. 91, 11. Daniel 10, 13. 20, dem Raphael zu unterstellen.

Eine Vierzahl der Engel tritt uns in den vier Cherubim entgegen, siehe diesen Artikel. Man pflegt auch die drei eben genannten Erzengel durch Uriel als vierten zu ergänzen. Das soll der Engel gewesen seyn, der Christi Grab bewachte.

Die Siebenzahl der Engelwelt nach Tobias 12, 15. gehört der Aeonenlehre an und lässt sich auf die Planeten zurückführen,

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_240.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)