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Finger.

Von mehreren Heiligen berichtet die Legende, sie hätten in Ermangelung eines andern Lichts bei Nacht beim Schein ihres eignen Schreibfingers geschrieben. So Marianus Scotus, Acta SS. 9. Februar. St. Finianus, 16. März. Auch der heilige Columba und der Cardinal Conrad von Bayern. Görres, Mystik II. 327. Der abgeschlagene Finger der heiligen Elina wurde bei Nacht gefunden, weil er leuchtete, und soll auch heilkräftig gewesen seyn. Afzelius, schwed. Volkssagen III. 253.

Dem Apostel der Finnen, Bischof Heinrich, schnitten die Heiden den Finger mit dem bischöflichen Ringe ab. Diesen Finger setzte man nachher in’s Wappen des Domcapitels Abo. Derschau, Finnland S. 3.

Der Finger auf dem Munde ist Sinnbild des Schweigens. Giotto malte so die obedientia (die christliche Tugend des Gehorsams). Kunstbl. 1821, S. 178. Auch St. Johannes Silentiarius wird so abgebildet. Wenn das Christkind, was auf alten Bildern oft vorkommt, den Finger auf den Mund legt, so ist damit seine Eigenschaft als Logos gemeint.


Finsterniss.

Die physische Dunkelheit ist Sinnbild der geistigen. Ueberall wo Gottentfremdung, Sünde, böser Wille ist, da ist auch Finsterniss des Geistes. Der Teufel ist Fürst der Finsterniss. Im Reiche des Teufels ist Alles finster, wie im Reiche Gottes Alles licht. Vgl. Matth. 4, 16. „Die Verdammten werden gestossen in die äusserste Finsterniss, da wird seyn Heulen und Zähneklappern.“ Matth. 8, 12. Mit der Finsterniss ist aber so das Gefühl der Schwere verbunden, wie mit dem Licht das Gefühl der Erleichterung, des himmlischen Schwunges. Buch der Weisheit 17, 22. Plötzliche Finsterniss als Strafe, die ägyptische, Exodus 10, 21; eben so die vor dem Weltende, Offenb. Joh. 16, 10. — Furchtbar, doch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_285.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)