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Bilder II. 552. Gott im Centrum der Geister- oder Engelwelt darzustellen versucht ein griechisches Bild bei Didron, annales I. 165. Gott ist thronend und segnend dargestellt, die linke Hand und der linke Fuss sind durchbohrt, die rechten nicht, es ist also Vater und Sohn in Einer Gestalt. Er thront in einem aus zwei Quadraten gebildeten Stern (Achtort), welcher umgeben ist von einem Kreise oder Rade, an welchem sich vier Engel (jeder ein Kopf mit vier Flügeln) drehen. Diese ganze Umgebung soll den zum Vater und Sohne noch fehlenden heiligen Geist, aber auch die ganze Geisterwelt bedeuten.

Die Macht Gottes wird im alten Testament in der Regel auf naive Weise durch Donner und Blitz bezeichnet. Siehe Gewitter. Auf altdeutschen Bildern wählte man eben so naiv die Tracht des deutschen Kaisers für Gott den Vater aus, den kaiserlichen schweren Goldmantel, die oben durch den Reif geschlossene schöne Blätterkrone. Auf dem berühmten Genter Altar und auch sonst ist Gott dem Vater als Kaiser ein Scepter von durchsichtigem Krystall zugegeben. Kugler, Gesch. der Mal. II. 49. Der Krystall soll wohl die Herrschaft des Lichts und der Wahrheit ausdrücken. In Frankreich gab man Gott dem Vater königliche Tracht mit der französischen Lilienkrone. Didron, icon. p. 229. Indem der Papst sich über den deutschen Kaiser erhob, hielten auch die Maler für schicklich, Gott den Vater als Papst darzustellen mit der dreifachen Krone. So van Eyck, Amberger etc. Vergl. Waagen, Paris 355. Didron, icon. p. 224. 232. Kreuser, Kirchenbau II. 38. Es ist interessant, wahrzunehmen, wie die kriegerische deutsche Nation anfangs die kaiserliche Tracht für Gott passender fand, als die päpstliche, ausgehend von dem Gedanken, der Priester habe nur zu dienen, nicht zu herrschen. Gleichwohl erscheint Gott in der Offenb. Joh. 19, 12. mit vielen Kronen, was man zur Noth auf die drei Kronen des Papstes beziehen konnte. Aber sein Name ist „Gottes Wort“ und sein Kleid blutbesprengt, er ist also der Sohn, nicht der Vater. Auch die weisse

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_350.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)