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Dämonen wurden auf eine Zeit lang frei. Je absichtlicher man sich von Gott abwandte, um so begieriger suchte man den Teufel auf. Nicht blos jene alten Weiber, auch vornehme Leute, Gelehrte, selbst Fürsten beschworen die böse Macht, dass sie ihnen Gold verschaffe und zeitliches Glück, Ruhm und Sieg, oder dass sie ihre Gegner verderbe. Spieler, Freischützen, Schatzgräber, Goldmacher, Gespenster- und Teufelsbeschwörer trachteten mit Hülfe der Hölle mühelos zu erwerben, wozu sie sonst Anstrengung gebraucht hätten. Es war ein von Faulheit und Feigheit gepflogener Teufelscultus, aus dem viel grössere und zahlreichere Verbrechen hervorgingen, als in den Hexenprozessen irgend den alten Weibern aufgebürdet werden konnten. Die Hexenprozesse lüfteten die Decke nur von einem Theil der im 16ten und 17ten Jahrhundert im Schwange gehenden Teufelei.


Himmel.

Hinter dem sichtbaren Himmel über uns dachte man sich auch den unsichtbaren Himmel als die Wohnung Gottes und der Engel. Gott thront im Aether auf dem Regenbogen, die Erde dient ihm nur als Fussschemmel. In den jüdischen und gnostischen Systemen vermischten sich die Engelchöre mit dem Begriff der Planetensphären. Daher die Voraussetzung von sieben Himmeln über einander. Vgl. Gfrörer, Jahrh. d. Heils II. 35. Man dachte sich die Erde in der Mitte, umgeben von sieben zwiebelartig in einander steckenden Sphären der Planeten, über denen erst Gott wohne. Die Wölbung des Himmels galt als fest, als blauer Saphir, Exodus 24, 10, oder als durchsichtiger Krystall, Ezechiel 1, 22. Hinter dieser festen Decke war der Regen zurückgehalten, bis die Schleussen des Himmels sich öffneten. Psalm 104, 3. 148, 4. Das Gewölbe hatte Fenster, 1. Mos. 7, 11. Vgl. v. Bohlen, Genesis 10. Es war auf Säulen oder Berge gestützt, Hiob 9, 6.


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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_396.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)