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Die Mehrheit der Himmel bezieht sich nicht auf diese verschiedenen Auffassungen, sondern bedeutet eine Rangordnung. Drei Himmel entsprechen nur Stufen der Seligkeit oder den Abstufungen von Heiligen, Engeln und Gott. Paulus wurde bis zum dritten Himmel verzückt. 2. Korinth. 12, 2. Auf Miniaturen des frühen Mittelalters reckt Gott Vater häufig seine Hand aus drei concentrischen Kreisen heraus, was ohne Zweifel die drei Himmel bedeutet. Vgl. Didron, icon. p. 211. Auch in dem alten Psalterium der Stuttgarter Bibliothek. Sieben Himmel sind zwar entlehnt von den Planetensphären, entsprechen aber den sieben Geistern Gottes, so wie neun Himmel den neun Engelchören. Auf der grossen Weltkugel, welche Christus im Campo santo zu Pisa hält, ist die Erde von den Planeten umgeben; diese umschliesst der Thierkreis und dann folgen noch neun Ringe als neun Himmel, alle ohne Ausnahme ganz mit geflügelten Engeln angefüllt. Abgebildet bei Didron, annales IX. 183.

Andeutungsweise wurde der Himmel in den gezimmerten Decken der ältern Basiliken durch Vergoldung bezeichnet; dieselbe Bedeutung hatte auch der Goldgrund, auf den die göttlichen Personen gemalt wurden. Das Gold bedeutete hier den lichten Aether, das himmlische Element. Auf Bildern des Weltgerichts gehen die Seligen oft in eine Kirche ein, die das neue Jerusalem vorstellt und an deren Pforten meist der heilige Petrus mit den Schlüsseln steht. Aber auch aus dieser Kirche strahlt noch zuweilen aus Fenstern und Thüren jener Goldglanz des himmlischen Elements. So auf einem Bild des Fiesole zu Florenz (Wessenberg, christl. Bilder I. 280.). Auch auf dem merkwürdigen Bilde zu Weilheim. Kunstbl. 1840, S. 415. – Als die Wölbungen im Kirchenbau aufkamen, wurde die Decke meist blau und mit Sternen gemalt, um den Himmel oben anzudeuten. Diese Sterne concentrirten sich zur Sonne in den alten Kirchen von S. Kunibert und Gereon zu Köln. Fiorillo I. 399. – Nach der Offenb. Joh. 19, 17. könnte man meinen, die Sonne selbst sey der Himmel, denn hier ruft der Engel in der Sonne die Seligen,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_397.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)