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Tage glänzen werde, und er befahl den Magiern, sie sollten zu dem neuen Messias hinziehen und ihm Geschenke bringen.

Von der Harth, Harenberg und Münter hielten die Weisen für jüdische Astrologen, weil doch nur Juden den König der Juden hätten suchen können; allein hier fällt die jüdische Beziehung gänzlich weg, Christus ist König der Welt und steht in Beziehung zu allen Völkern. Das soll ihn gerade von der jüdischen Einseitigkeit unterscheiden. Die Ankunft der fremden Weisen ist die erste Protestation gegen das engherzige Judenthum und öffnet allen Völkern die Pforte zu Christo.

Unbeachtet blieb bisher die nahe Beziehung der drei Weisen aus einer Stelle bei Ezechiel 8, 16. Bei diesem Propheten heisst es nämlich, die Juden hätten sich abgewandt vom Tempel des wahren Gottes und ihm den Rücken gekehrt, um die Sonne anzubeten. Dem entsprechend kehren nun die Weisen aus Morgenland der physischen Sonne den Rücken, um die geistige in Bethlehem anzubeten.

Auch Otfrieds Evangelienharmonie erblickt in den Weisen Personificationen der älteren Religionssysteme und erklärt das Verbot, nach Jerusalem zurückzukehren, so, als ob unter dem irdischen Jerusalem das alte Gesetz zu verstehen sey, zu dem man vom christlichen Standpunkt aus nicht mehr zurückgehen dürfe, sondern das einige Ziel sey von nun an nur noch das himmlische Jerusalem.

Auf den ältesten christlichen Grabmälern in den Katakomben tragen die drei Weisen phrygische Mützen, ihrer orientalischen Herkunft gemäss, und zwar ganz eben so wie die drei Männer im feurigen Ofen, die ihnen zum Gegenbilde dienen, und die mit dem Propheten Daniel zur babylonischen Gefangenschaft, also gleichfalls in's tiefere Morgenland gehören. Vgl. Aringhi I. 295, 327, 331, 387, 615, 617. II. 117, 143 etc. Die phrygische Mütze tragen sie auch in alten Miniaturen. Waagen, Deutschland I. 99. 105. Dessen Paris 208.

Die kirchliche Tradition kennt jedoch die drei Weisen als Könige, wozu die Stellen Psalm 72, 10 („Die Könige

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_498.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)