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Die Legende vom heiligen Kreuz ist nach der Legenda aurea (s. 3. Mai Kreuzfindung und 14. September Kreuzerhöhung) folgende: Adam nahm einen Zweig vom Baume des Lebens aus dem Paradiese mit, Seth pflanzte denselben und es wuchsen daraus drei Stämme, die zu einem verschmolzen (Sinnbild der Dreieinigkeit). Moses brach sich davon seinen berühmten Stab. Salomo liess den Baum fällen, um eine Säule für seinen Pallast daraus zu machen, allein er blieb immer entweder zu kurz oder zu lang, und wurde deshalb als Brücke über einen Bach gelegt. Nur die Königin von Saba erkannte des Baumes Ursprung und Bedeutung und wollte nicht über die Brücke gehen, weil sie voraussah, durch diesen Baum würden einst die Juden zu Grunde gehen. Später zimmerte man aus dem Baume das Kreuz des Heilands. Nach dessen Tode verschwand es im Berge und wurde erst von der heiligen Helena wiedergefunden, später vom Perserkönig Chosroes geraubt, vom Kaiser Heraklius zurückerobert, und verrichtete bei allen diesen Gelegenheiten die erstaunlichsten Wunder, theils zur Bekräftigung seiner Echtheit, theils Heilungen, theils Siege über den Teufel. Die Legenda aurea berichtet aus einer andern Quelle, das Kreuz sey aus viererlei Bäumen zusammengewachsen, der Stamm unten eine Ceder, mitten eine Cypresse, oben ein Oelbaum, die beiden Arme aber eine Palme gewesen. So beschreibt es auch die Inschrift einer Kreuzpartikel zu St. Emmeran. Vgl. Nieremberg, hist. nat. 494. Sandini, hist. fam. sacrae p. 224. Hofmann, Apokr. 372. 430. Nach einer anderweitigen Legende soll Adam eine Ceder, Fichte und Cypresse gepflanzt haben, die zum Stamme des Kreuzes zusammenwuchsen. Man machte eine Bank daraus, auf der viele Leute sassen. Nur die Sibylle, die künftige Heiligkeit des Holzes vorahnend, wollte sich nicht darauf setzen[WS 1]. Gretser, de cruce.

Der Grundgedanke bleibt immer, das Kreuz ist aus dem Baume des Lebens gezimmert. Daher es auch auf griechischen Bildern nicht behauen, sondern noch als ein ganzer grüner Palmbaum abgebildet erscheint. Augusti,

Anmerkungen (Wikisource)

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_511.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2021)