Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 517.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

II. 113. Waagen, Paris 257. Die eherne Schlange Mosis, vor deren Anblick die lebendigen Schlangen verdorrten, ist Vorbild des Crucifixes. – Auf einem spanischen Bilde des Morales im Berliner Museum hat das Christkind auf dem Schooss der Mutter deren Weife zum Kreuz erhöht und hält in der andern Hand die Spindel. Diese Umwebung des Kreuzes scheint ein Gegenbild zu der Umringelung mit der Schlange zu seyn. Spinnen und Weben sind alte Sinnbilder des Lebens, wie die Schlange des Todes.

Wie Christus am Kreuz zuweilen aus der Seitenwunde einen Springquell von Blut ergiesst, der als Quell des Lebens gilt, so wird zuweilen auch das Kreuz allein abgebildet, zu dessen Füssen die vier Ströme des Paradieses oder der Evangelien hervorfliessen. Zuweilen nahen sich durstende Thiere diesen Strömen, dieselben Thiere, die auf andern Bildern sich um den christlichen Orpheus sammeln, oder wenigstens zwei Hirsche als Sinnbilder der durstenden Seelen. Twining, symbols, pl. 7. und 36.

Weintrauben und Aehren als Schmuck des Kreuzes bedeuten die Grundlehre der christlichen Religion; Epheu, der sich um's Kreuz windet, die Treue des Glaubens; Rosen; um's Kreuz gewunden, die christliche Liebe.

Das Kreuz über der Wölfin, ein Sinnbild des christlichen Rom, ist eine unpassende Verbindung des christlichen mit dem heidnischen Symbol (die säugende Wölfin war bekanntlich das Wahrzeichen des alten Rom). Piper, Myth. I. 413. Noch unziemlicher ist ein Bild des Herrad von Landsberg, auf dem Gott das Kreuz als Angel in den Rachen des Leviathan wirft.[WS 1]

Was die Farbe des Kreuzes anbelangt, so ist unter Crucifix schon bemerkt, dass sie anfänglich die grüne des Lebensbaumes war, später aber zur rothen Blutfarbe wurde. Rothe Kreuze kommen oft als Ordens- und Wappenzeichen vor, z. B. bei den Templern, weisse bei den Johannitern. Das schwarze Kreuz wählten sich die deutschen Ritter zum Kennzeichen, und es kehrte noch einmal wieder im eisernen

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_517.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)