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Ankläger, und im zweiten Falle blieb sein Kreuz unverbrannt. Binterim, Denkw. V. 3. 62. Grimm, d. Rechtsalterth. VI. 926. – Sogar in der Zauberei bediente man sich des Kreuzes, um damit den bösen Geistern Zwang anzuthun und sie zu dem zu bewegen, was man wollte. Eine Menge von abergläubischen Handlungen verrichtet man über's Kreuz, um sie dadurch wirksam zu machen.

Die Kirche feiert am 3. Mai das Kreuzerfindungsfest, d. h. den Tag, an dem die heilige Helena das echte Kreuz entdeckte, und am 14. September das Kreuzerhöhungsfest, d. h. den Tag, an welchem Kaiser Heraclius dieses verlorne Kreuz den Muhamedanern wieder abnahm.[WS 1] Einzelne Partikeln dieses echten Kreuzes wurden als grösste Heiligthümer an Fürsten versandt und in Gold und Edelsteine gefasst, weil alle für wunderthätig galten. Auch glaubte man, das heilige Kreuz Christi sey immer ganz geblieben, wenn auch noch so viele Partikeln davon abgetrennt worden wären. Gfrörer, Kirchengesch. II. 2. 780. Viele christliche Sekten hielten diese hohe Verehrung des Kreuzes, als eines blossen Zeichens oder Holzes, für Abgötterei. So die Manichäer, Paulicianer, Bogumilen. Aber schon Tertullian verwies die Verächter des Kreuzes auf die Vögel, die, mit ihren Flügeln ein Kreuz machend, Gott lobsingen; und Minutius Felix sagte ihnen ein sehr verständiges Wort: „Wir beten das Kreuz nicht an, aber wir fürchten es auch nicht.“ Man soll nicht das Holz anbeten, sondern das Kreuz Christi auf sich nehmen und ihm nachfolgen. Matth. 10, 38. 16, 24. Marcus 8, 34.

Die Cruciferi in Rom sind Mönche, die sich einzig der Tröstung Sterbender widmen und von einem Todtenbette zum andern gehen. Sie tragen ein hölzernes Kreuz, welches sie nie ablegen. Franciscus a cruce trug ein grosses und schweres Kreuz allein bis Jerusalem und zurück. Görres, Mystik I. 410. Die selige Johanna von Jesu Maria, die am 24. August verehrt wird, empfing in einer Erscheinung vom Heiland selbst ein schweres Kreuz. Auch der heiligen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Herakleios gewann das im Jahre 614 verlorene Kreuz im Jahre 630 von den Persern (Sassaniden) zurück.
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_521.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)