Seite:Chronicon der mecklenburgischen Regenten 585.jpg

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Sie hatten Botschafft hierum holde,
Gnade zu kauffen mit Silber und Golde.
Die Herren die schätzten nicht für recht
Ungerochen zu lassen sein Geschlecht,
So machte er Ordnung und gab ihnen lose.
Die Zeit so was das Eiss so grosse,
Man möchte das überreiten und fahren
Zu Fusse sie giengen nach seinen Lahren
Die Sachsen die führten des Streites Spitze
Gehörte ihnen zu nach alten Witze,
Die Rüger erschracken der frembden Leute
Und dachten, möchten den König bedeute.
Ihres Gottes Priester sie schickten aus Rathe,
Der fiel zu Fuss und bat Genade,
Vier und viertzig tausend Marck
Gelobet, die nam der König ohn argck,
Ihres Gottes und fräulich Schmuck gar eben
Sie müsten den König Zubusse geben.
Denn die Zeit Geld nicht da was
Bracht einer dies, nam wieder das,
So wechselten sie nach alten Tagen
Ihr Silber und Gold ohn Müntze geschlagen.
So zog der König frölich abe
Und wartet der versprochenen Habe
Dieweil aber nicht befunden so viel,
Dass sie bezahlten zu dem Ziel
So zog er wieder über das Eiss
Mit Hertzog Luther von Sachsen mit Preiss,
Drey Tage, und nach die Inseln kahrte (kehrte)
Darnach so kam ein Schlag rein harte,
Dass er must eilen aus dem Land
Seiner Tugend ich mehr will thun bekand.

Das XXV. Capitel.
Wie König Heinrich mit den Brandenburgischen und Havelbergischen Streit gehalten.

DAs bedarfft das niemand haben will Bellum cum Brandenburgens.
Das offt mit Streit und Heeres Schild
Man Land gewinnet und wieder verleust,
Nu höret zu wem nicht verdreust.
Brandenburger Land und Havelberg fort
Die haben vor Zeiten zugehört
Den Obetriten, derhalben dacht bald
König Heinrich, sie mit Gewalt
Zu bringen an ihre alten Herren,
Sich hub ein Ziehen und ein Zerren.
Havelberg er in kurtz belagert,
Sein Sohn Mistevoi war unverzagt
Der nahm zu sich in heimlicher Stille
Drey hundert Ross war wohl ihr Wille,
Rupiner und Lindoper Land ersuchte,
Durch Wald und Brüche (Brock) zu guter Gerüchte
Da nie kein Feind was kommen ein
Zwene Tage er raubt Pferd, Kühe und Schwein.
Und alles er zog nach seinen Gesellen
Verirret er sich zu Ungefällen,
So folgten ihm die beraubten Mann
Das Vieh abjagten, und hört fort an
Ein jeder bracht doch etwas danne,
So brachte König Heinrich unter die Fahne
Der Obetriten wieder derselben Land.
Machen uns die alten Bücher bekant.
Bald starb er in seine Stadt gar eben
Welcher grossen Coln (Kollen)[1] zu Nahmen geben,
Und liess sich graben in die Borge
In seine Capelle, welche mit Sorge
Sein Vater und Bruder erbauet gar,
Er hatte regieret zwantzig Jahr,
Vizelin den Priester erst that dolde, (dulden)
Den Christen Glauben lehren solde.

Das XXVI. Capitel.
Von Pribislao und Nicolotho, den Söhnen Bute, der ermordet ward von Critone.

ALs Bute ward ermordet bitter, (a. 1066.) Pribislaus, Nicolotus.
Von Crito Tyranno, da jagten die Ritter,
Auch aus dem Lande das Edel Blut,
Pribislaum und Nicolothum guth,
Der Obetriten rechter Stamm
Sie mochten nicht dulden Christen Mann,
Oder geben ihren Herren Pflicht,
Zur Untugend war ihr Wille gericht.

Das XXVII. Capitel.
Von den Söhnen Königs Heinrichs Suentepolck, Canut, Mistevoi, Boldomar.

ALs nun König Heinrich war begraben, Sventepolch, Canutus, Mistevojus.
Da hub sich unter den jungen Knaben
Sventepolck und Canut ein Streit
Sventepolck hielt den Sieg der Zeit
Und aus dem Lande vertrieb Canut
Sie flohen man hörte über lut
Er folgte ihm nach gegen Plöne gar eben,
Der Jüngling muste lassen sein Leben
Wie wohl er offt gar freundlich bat,
Seinen Theil, darnach so zog mit Rath
Graff Adolph von Holstein vor Werla das Schloss
Und gewann, ihn weiter nicht verdross.
Rostock er mit Völcker berant
Darnach gegen Lübeck allzuhand
Sich machte, und liess das Volck hindan
Die Zeit kamen die werten Mann,
Ludolph und Volckward von Falder[2] wehrt,
So der Graff von Vitzelin begehrt,
Zweene Priester, und lernet sie Christlich milde,
Von Stund, ein Holsteiner da so wilde
Erstach den König Sventepold in der Stadt,
Da er seinen Bruder ermordet hat.


  1. i. e. Lubeck. Autor alibi hanc vocem repetit a herbis, caulibus, unde græcum καυλὸς & Anglo-Saxonicum caul, germanicum Kohl. Sed hoc loco infeliciter satis. Alii pro magna Colonia accipiunt, unde Cölner, i. e. Colonarius. Kölnhof, Coloni hova, apud Goldast. ad script. Paræn. p. 441. Forte malles a Kele, Kölle. i. e. Navis. Unde Anglo-Saxonicum Ceol apud Bensonem, & voces, cella, cellarium, Keller, item Kehlen, hoc est, cavum facere. Unde Kellen & Koggen sæpe in chartis Mecklenburgicis seculi XII, XIII. obveniunt in significatu navium ampliorum. Kogg enim est a Celtico Kawg, cavus, unde & Koger, Kocher seu receptaculum, theca. Sed de hoc alibi in notulis ad diploma Henrici Leonis de Episcopia Suerinensi de a. 1170. ubi Suerinensibus impertitur usus duarum Koggen in portu Wissemer.
  2. Faldera Saxonice, Wippendorp, hodie Neumünster. Prima vocula est Slavica, vel si placet, Wandalica a fluvio Swal, Wal, unde Valdera. Vide Danckwerth in Chorograph. Holsat. p. 192. De Wipenthorp, lege privilegium Adalberti Archi-Ep. Hamb. Vicelino datum a. 1136. apud Staphorstium in Hist. Hamb. Eccles. T. I. p. 537. & ejusd. Confirmationem præposituræ novi monasterii de a. 1142.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_585.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)