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anzunehmen, die wegen der Freundlichkeit der Stadt und Gegend, und wegen vieler Freunde und Verehrer, die ihn dort erwarteten, besonders aber wegen der Nähe seiner alten Heimath, viel Anziehendes für ihn hatte. Im December 1806 machte er daher eine Reise dahin, um die Verhältnisse der Pfarrei noch genauer zu betrachten. Der freudige Empfang, der ihm in Freiburg zu Theil wurde, der allgemeine Wetteifer der Einwohner, ihm ihre Liebe und Achtung zu beweisen, und die herzlichen Zusprüche seiner Freunde, die Stelle anzunehmen, machten einen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er Anfangs den Vorsatz faßte, Pfarrer zu Freiburg zu werden. Aber als er kaum die Rückreise angetreten hatte, wurde er in seinem Entschlusse wieder wankend; denn er hatte auch in Karlsruhe viel Angenehmes, das er nun verlassen sollte, und ohnedies war es mehr das Bild des Landgeistlichen, als des Stadtpfarrers, was ihm von Jugend auf in reizender Gestalt vorschwebte. Schon in Emmendingen, der ersten Poststation unterhalb Freiburg, war sein Gemüth, als er daselbst übernachtete, von der Ungewißheit hinsichtlich dessen, wozu er sich entschließen sollte, so ergriffen, daß er mehrere Stunden nicht ruhig schlafen konnte. Da geschah es Morgens um zwei Uhr, daß er bei seinem unruhigen Schlafe plötzlich die Stimme des Nachtwächters hörte. Die Worte, die der Nachtwächter sang, waren Hebels eigene Worte aus dem Wächterruf: „Und wem scho wieder, ebs no tagt, die schweri Sorg am Herze nagt, du

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite XL. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_42.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)