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Geiste des christlichen Glaubens durchdrungen. Es gab Augenblicke, wo er sich skeptischen Betrachtungen hingab, oder unter Freunden in Aufstellung und Vertheidigung paradoxer Sätze sich gefiel, aber solche Augenblicke giengen bald vorüber. Sein Gemüth band ihn fest an das Christenthum, in welchem er einen göttlichen Ursprung und die reinste und tiefste Quelle des Trostes und Friedens erkannte. Der Glaube, den er in seinem Gemüthe trug, war der, den er in seinem kurz vor seinem Tode geschriebenen Katechismus aussprach. Dabei hatte er stets ein warmes Gefühl für Menschenwohl. Er war liebreich gegen seinen Nächsten, billig im Urtheil gegen Andere, bescheiden im Bewußtseyn seiner Verdienste, dankbar gegen Menschen, die ihm Gutes gethan hatten, und[WS 1] durchaus ein Freund der Wahrheit und des Rechts. Auch ein tiefes Gefühl für Freundschaft trug er in seinem Herzen. Am theuersten aber waren und blieben ihm seine Jugendfreunde. Wenn er Verstorbener gedachte, die ihm in jugendlichen Jahren theure Freunde waren, so verkündigte sein Blick und seine Stimme tiefe Rührung; und seine wohlwollende Gesinnung ward auch noch den Kindern derselben zu Theil.

Seine Weltansicht war eine heitere. Sein Grundsatz war: froh zu leben und ruhig zu sterben, die Freuden der Gegenwart zu genießen, und sorglos im Vertrauen auf Gott der Zukunft entgegenzugehen. Aber seine Freude war, wie er sie in einem seiner

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXXVII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_79.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)