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Panorama sich ausbreitete, versammelte uns täglich zu einem vortrefflichen Diner. Der Infant, der sehr liebenswürdig sein konnte, hatte sich gänzlich der im Felde so lästigen spanischen Etiquette entschlagen. Er sah täglich an seinem Tische seine Maison militaire, und die höheren Offiziere, die mit Meldungen im Hauptquartier eintrafen. – Mit den jungen Herren seiner Umgebung war er, selbst im Dienste, sehr nachsichtig und oft gern bereit, an unseren Scherzen und Vergnügungen Theil zu nehmen. Er ist – für einen spanischen Prinzen eine wahre Seltenheit – wissenschaftlich vielseitig gebildet, spricht mehrere Sprachen mit Gewandtheit und cultivirt Musik und Malerei nicht ohne Erfolg. Bei den bescheidensten Manieren, die ich besonders Gelegenheit nahm zu beobachten, wenn ich ihm fremde Offiziere vorzustellen hatte, gab er doch immer, auch mitten in der eifrigsten Controverse, Beweise eines sehr feinen Gefühles für Anstand und Decorum. Nie durfte in seiner Gegenwart ein leichtfertiges Wort über Religion oder Frauen ausgesprochen werden; eher litt er den bittersten politischen oder militairischen Tadel über wichtige Ereignisse und hohe Personen, nur den König ausgenommen,

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)