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Bernhard von Plessen, ehemaligen königlich preußischen Lieutenant im 24. Linien-Infanterie-Regiment. Er war beim Ueberfall von Luchana gefangen und nach Bilbao geschleppt worden, und hatte mehr noch als seine spanischen Leidensgefährten das Unglaubliche gelitten. Seiner rothen Haare und fremden Aussprache wegen, als Ausländer gleich kenntlich, war er stets dem Spott und den gröblichsten Mißhandlungen ausgesetzt. Herr von Plessen trug einen preußischen Militair-Mantel mit Ermel, die in Spanien nicht gebräuchlich sind. Nachdem man ihm alle übrige Kleidung abgenommen, wickelte er sich in seinen Mantel und steckte die Arme in die Ermel. Da fanden seine Gefangenwärter, dieß gebe ihm ein mönchisches Ansehen, und unter dem Geschrei, daß Mönche keinen Bart tragen dürften, rissen sie an demselben und spieen ihm in’s Gesicht, ihn in christlicher Duldsamkeit zu üben. – In einen Käfig hinter Gitter gesperrt, kamen die Bewohner aus den untersten Volksklassen, ihn zu sehen. Meist war es nur rohe Neugierde; „doch,“ setzte er mit einer Art komischer Beschämung hinzu: „es kamen auch viele Freudendirnen, durch das Gitter nach mir herüber zu

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)