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wundern, eines dieser Bilder lebend und wirkend vor uns zu erblicken, wenn wir nicht die Ueberzeugung hätten, daß die tiefen Wurzeln, die Philipp’s II. Monarchie schlug, trotz aller Anstrengungen, allen fremdartigen Einflusses nicht ausgerottet werden konnten. Jene sanfte, wohlklingende Ueberredung, jene milden Sitten, vereint mit dem beständigen Streben, Eintracht zu stiften zwischen gleichgesinnten Geistern, ohne je etwas auf sich zu beziehen, von seinem Einfluß zu sprechen, für sich zu begehren, sich selbst zu erheben, tiefe Kenntniß ihres Landes und ihrer Leute, gleiche Demuth im römischen Purpur wie in der Barfüßerkutte, wer erkennt nicht den einzigen Typus in der Welt, der seiner Zeit als Ximenes und Alberoni als Stern erster Größe am politischen Horizonte zweier Welten glänzte, und sich in den letzten Jahren nur mehr im Feldquartier Carl’s V. erkennen ließ. Wie verschieden diese durchaus großartigen Charaktere sich auch sonst darstellen mögen, ein äußeres Zeichen tragen sie alle; es leuchtet Jedem entgegen und ist der Spiegel großen Geistes. Wer je in das Auge des bescheidenen Mönches geblickt hat, dessen Andenken diese Zeilen geweiht sind, wird mich verstehen.

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_114.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)