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Madrid. Nach zwei Stunden stieg der Infant zu Pferde und sprengte der Hauptstadt zu, von einer Escadron gefolgt. In Bacia-Madrid und Vallcas standen acht Bataillons; in letzterem Orte trafen wir Cabrera und jagten im gestreckten Galopp einer kleinen Anhöhe zu, – da lag denn das stolze Madrid, schweigend, wie todt vor uns. – Ein Ruf ging aus jeder Brust, wie der des Pilgers, der nach langer Irrfahrt das gelobte Land erreicht. Madrid schien so verlassen, so gedemüthigt, so unvertheidigt, daß wir es nur zu nehmen, nur die Thore zu öffnen und einzuziehen brauchten, um Herren zu sein, und wenn wir wollten, gewiß auch zu bleiben. Forcadell’s Division besetzte die Anhöhen, die amphitheatralisch Madrid dominiren. Einige Escadrons Cabrera’s rückten auf der Chaussee vor, bis 1000 Schritte vom Thore von Atocha, und besetzten das Zollhaus Cadena del Buen Retiro genannt. Noch immer rührte sich Niemand; das Thor blieb geschlossen und die Hauptstadt wie im tiefen Schlaf versunken. Kein Lüftchen regte sich, und das große Gemälde war ernst und imposant durch die Sierra de Guadarama begränzt, von deren Abhängen, in weitester Entfernung, der kolossale

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)