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geboren, war er zuerst Schäfer und trieb sich, monatelang von aller menschlichen Gesellschaft entfernt, mit seinen Heerden in den Pinaren herum. Die Nächte brachte er im Freien zu, oder in den auf jedem Plateau, gegen die Unbilden des rauhen Wetters, aufgebauten Hütten (hurdas) transhumirender Schafe. So stählte er seinen Körper, gewöhnte ihn an alle Entbehrungen, und ward mit allen Stegen, Schluchten und Pässen seines wilden Geburtlandes vertraut. Merino kannte die Pinaren so genau, daß er nur nach der Sonne und den höchsten Berggipfeln zu sehen brauchte, um, von jedem Punkte aus, sich sogleich zu orientiren. In seinem zwanzigsten Jahre ward er von seinem mütterlichen Onkel, Pfarrer seines Geburtdorfes Villaviado, als Kirchendiener angestellt. Dann lernte er lesen, schreiben, etwas Latein, und empfing die niedere Weihe, worauf er zum Coadjutor, mit Exspectanz auf die Pfarre, ernannt ward. Als der Krieg mit Frankreich ausbrach, rief er die Einwohner von Villaviado und die Hirten der nächsten Thäler zu den Waffen. In kühnen Zügen fiel er, stets glücklich, über die feindlichen Posten her; sein Anhang vermehrte sich mächtig; bald stand er an der Spitze einiger Tausende,


Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_272.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)