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marschirt und das Volk aus den Hütten gelaufen, den Avuelo (Großvater) zu sehen, unter welcher Bezeichnung er in beiden Castilien bekannt ist. Die Truppen zogen weiter im Thale und allein mit ihm hatte ich den Berg bestiegen. Er war einsylbig und düster, und schien feierlich gestimmt. Oben angelangt, deutete er mit ausgestreckter Hand auf die vielen Sierren und Schluchten, die sich in allen Richtungen durchkreuzten, und zu unsern Füßen in wüster Verwirrung, den plastischen Höhenkarten nicht unähnlich, erdfahl und schwarzgrün, ihre felsigen Spitzen und langen Ketten bis in die Wolken reckten und sich am fernsten Horizonte verloren. Endlich sagte er mit dumpfer, halb wehmüthiger Stimme: „Wo ist die Zeit, wann man sich auf eine dieser Spitzen stellte und Ohe Merino! rief, aus allen Thälern und von jedem Berge Tausende in Waffen sich auf meine Stimme versammelten. Die ist vorbei und wird nie mehr kommen, aber auch mit dem Glücke Spaniens ist es vorbei, denn damals gab es …“

Merino’s Gestalt schien sichtbar gehoben. Eine leichte Röthe überflog sein Antlitz, und der sonst so ruhige Blick schoß Blitze momentaner Begeisterung.


Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_279.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)