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dieses Urtheils darzuthun versuchen.“ Da er in dem Erkenntnisse vom Hochverrathe freigesprochen wurde, so hätte er von diesem Punkte der Anklage jetzt schweigen können. Allein die Freisprechung gab den Unwillen des Freisprechenden dadurch kund, daß sie durch die Art ihrer „Abfassung“ den Charakter des Angeklagten wenigstens „verdächtigte“. Daher weist Jacoby nochmals auch diese Anklage zurück und verbreitet sich dann weitläufiger über den zweiten Punkt des frechen, unehrerbietigen Tadels, um schließlich die Beschuldigung der Majestätsbeleidigung für eine Ungerechtigkeit zu erklären. Wir theilen nun aus diesen drei Abschnitten Folgendes mit. In dem Capitel vom Hochverrathe heißt es unter Anderen in dem Erkenntnisse: „Daß Inculpat die Stände wirklich nur habe auffodern wollen, Dasjenige, was sie bereits gethan, noch einmal zu wiederholen, dabei jedoch zu erwähnen, daß Gesetze nur in der durch das Allgemeine Landrecht geordneten Form aufgehoben werden können, und daß daher das Edict vom 22. Mai 1815, weil es in solcher Weise nicht widerrufen sei, auch gegenwärtig noch als Gesetz bestehe, erscheint kaum glaublich. Unwillkürlich wird man zu der Vermuthung hingeleitet, daß der Angeschuldigte mehr habe andeuten wollen, als die Worte in ihrem trockenen Verstand ausdrücken; der nothwendige Gedankengang des Inculpaten kann mit einer solchen nichtssagenden Idee nicht abgeschlossen haben, und auch die Gedanken des Lesers können darin ihre Grenze nicht finden. Es dringt sich vielmehr nothwendig die Frage auf: Was aber will der Angeschuldigte, daß geschehe, wenn der Antrag der Stände abermals abgelehnt wird?“ Jacoby erwidert: „Auf diese Frage lautet die einfache Antwort: Der Angeschuldigte wünscht, daß, wenn der Antrag abermals abgelehnt wird, die Stände immer aufs neue darauf zurückkommen mögen; er wünscht den preussischen Ständen die edle Beharrlichkeit Wilberforce’s, der seinen Antrag auf Sklavenemancipation

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)