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Der Einzige ist ein Wort, und bei einem Worte müsste man sich doch etwas denken können, ein Wort müsste doch einen Gedankeninhalt haben. Aber der Einzige ist ein gedankenloses Wort, es hat keinen Gedankeninhalt. — Was ist aber dann sein Inhalt, wenn der Gedanke es nicht ist? Einer, der nicht zum zweiten Male dasein, folglich auch nicht ausgedrückt werden kann; denn könnte er ausgedrückt, wirklich und ganz ausgedrückt werden, so wäre er zum zweiten Male da, wäre im „Ausdruck“ da.

Weil der Inhalt des Einzigen kein Gedankeninhalt ist, darum ist er auch undenkbar und unsagbar, weil aber unsagbar, darum ist er, diese vollständige Phrase, zugleich — keine Phrase.

Erst dann, wenn Nichts von Dir ausgesagt und Du nur genannt wirst, wirst Du anerkannt als Du. So lange Etwas von Dir ausgesagt wird, wirst Du nur als dieses Etwas (Mensch, Geist, Christ u. s. f.) anerkannt. Der Einzige sagt aber nichts aus, weil er nur Name ist, nur diess sagt, dass Du Du, und nichts anderes als Du bist, dass Du ein einziges Du oder Du selber bist. Hierdurch bist Du prädicatlos, damit aber zugleich bestimmungslos, beruflos, gesetzlos u. s. w.

Es war die Speculation darauf gerichtet, ein Prädicat zu finden, welches so allgemein wäre, dass es Jeden in sich begriffe. Ein solches durfte doch jedenfalls nicht ausdrücken, was Jeder sein soll, sondern was er ist. Wenn also „Mensch“ diess Prädicat wäre, so müsste darunter nicht etwas verstanden werden, was Jeder werden soll, da sonst Alle, die es noch nicht geworden, davon ausgeschlossen wären, sondern etwas, was Jeder ist. Nun, „Mensch“ drückt auch wirklich aus, was Jeder ist. Allein dieses Was ist zwar Ausdruck für das Allgemeine in Jedem, für das, was Jeder mit dem Andern gemein hat, aber es ist nicht Ausdruck für den „Jeder“, es drückt nicht aus, wer Jeder ist. Bist Du damit erschöpft, dass man sagt,

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Recensenten Stirners aus Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_348.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)