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Das Ausland. 1,2.1828


des Reiches bekleidet, sondern auch eines thätigen Schutzes gegen ihre Feinde versichert.

Den nördlichen Theil der Mongolei längs der sibirischen Grenze, und westlich bis zum großen Altaigebirge, bewohnte damals, so wie noch jetzt, die zahlreiche mongolische Völkerschaft der Chalcha. Das Land zwischen dem Ili-Flusse und dem oberen Irtisch hatten die verschiedenen Stämme der Oelöt oder Kalmücken inne, die damals unter der Oberherrschaft der Fürsten der Dsunggar standen. Im letzten Viertel des siebenzehnten Jahrhunderts geriethen die Chalcha in blutige Kriege mit diesen Oelöt, welche ihrer Nation den Untergang drohten. Auf’s äußerste bedrängt, wandten sie sich um Hülfe an den Kaiser Khang hi, der dieselbe ihnen, als Vasallen des chinesischen Reiches, bereitwillig gewährte. Mehrere Male ging dieser große Monarch selbst zur Armee in die Mongolei, um den Krieg gegen die Oelöt auf das nachdrücklichste zu fördern. Das Land der Chalcha ward von Feinden gereiniget, der Chan der Oelöt gänzlich geschlagen und genöthigt in sein Stammland zu entfliehen, wo er bald darauf starb.

Seitdem lebten die Oelöt in beständigem Zwiste mit China, und wiegelten oft mongolische Volkshäupter, die dem Hofe von Peking Treue gelebt hatten, gegen denselben und zu Einfällen in das Reich auf. Bei diesen Umtrieben wurden sie besonders dadurch unterstützt, daß ihnen die kleine Bucharei, welche sie von den südlicher wohnenden Mongolen trennt, und die dort regierenden mohamedanischen Fürsten unterworfen waren.

Um den Unruhen, die bereits länger als ein halbes Jahrhundert gedauert hatten, ein Ende zu machen, sah sich endlich der Kaiser Khian lung genöthigt, das alte chinesische System der Ausbreitung des Reiches bis zu dem hohen Scheidegebirge auf dem der Syr und Amu, nebst mehrern ihrer Nebenflüsse, entspringen, wieder in Ausführung zu bringen. Dazu gehörte vor allem die Zerstörung der ölötisch-dsunggarischen Macht, welche, obgleich schon durch seinen Großvater Khang hi gebrochen, dennoch immer furchtbar geblieben war. Eine günstige Gelegenheit zur Ausführung dieses Planes zeigte sich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Zwistigkeiten, die unter den verschiedenen Fürsten der Oelöt wegen der Oberherrschaft ausgebrochen waren. Der Erfolg entsprach den Erwartungen Khiang lung’s vollkommen; im Jahre 1755 wurde die Unterwerfung des Landes der Dsunggar mit der Eroberung von Ili beendigt. – Chodscha Mohmed, aus der Familie des Propheten, war früher Beherrscher des westlichen Theiles der kleinen Bucharei gewesen, d. i. der acht mohamedanischen Städte, Charaschar, Kutsche, Uschi, Aksu, Yarkand, Kaschkar, Jengischahr und Chotan, stand aber als Vasall unter dem Chan der Dsunggar. Dieser, fürchtend Chodscha Mohmed wolle sich unabhängig machen, berief ihn zu sich nach Ili, und erlaubte ihm nicht wieder in sein Vaterland zu kehren. Chodscha Mohmed starb in dieser Gefangenschaft, und hinterließ zwei Söhne, Bulatun und Chodsidschan, die ebenfalls als Geissel in Ili blieben, bis dieser Ort von den Chinesen erobert ward. Von diesen in Freiheit und in ihre Rechte wieder eingesetzt, kehrten die beiden Fürsten, welche, wie ihre Vorfahren, den Titel Chodscha angenommen hatten, in die kleine Bucharei zurück. Kaum aber waren sie dort angelangt, als sie sich gegen den Kaiser, dessen Lehensträger sie geworden waren, empörten. Ein blutiger Krieg war die Folge dieses Treubruchs; er endete 1758 mit Eroberung aller Städte des Landes durch das chinesische Heer, und durch die Vertreibung und den Tod der Empörer.

Nach dem Beispiele der frühern chinesischen Dynastien bildete Khian lung aus seinen Eroberungen ein neues General-Gouvernement, das den Namen „Si yü sin khiang“ oder „Neue Grenze der westlichen Gegenden“ erhielt. Ili war der Sitz des Kriegs-Gouverneurs. Die ölötischen und andere nomadische Horden, welche ihre Weideplätze in der Dsunggarei und in den, nördlich vom Thian schan, oder dem Schneerücken des Himmelsgebirges gelegenen Ländern hatten, behielten ihre frühere Einrichtung und ihre angestammten Fürsten, in so fern diese den Chinesen zugethan geblieben waren; eben so wurden die mohamedanischen Städte südlich von Thian schan, wie vorher, von H’akim beg’s und andern einheimischen Civil-Beamten regiert. Die Chinesen, oder vielmehr die Mandschu, behielten sich nur die oberste Militärgewalt und das Zollwesen vor.

(Fortsetzung folgt.)

Die Pariser Censur.
(Schluß.)

Siebenter Censor. Erlauben Sie, meine Herren, Ihnen einen Mittelweg vorzuschlagen. Es ist gewiß, daß man die Ankündigung einer Menge von Werken erlaubt hat, in denen Bonaparte sehr günstig behandelt wird: das ist ohne Zweifel ein Unrecht, aber es ist auch ein Vorgang.

Der Chef. Ein trauriger Uebelstand; wir müssen dieß vergessen.

Siebenter Censor. Auf der andern Seite ist ebenso gewiß, daß das Buch Herrn von Villèle, Herrn von Lourdoueir und der Kongegration mißfällt. Wohlan! um nicht mit uns selbst in Widerspruch zu gerathen, und zugleich der Kongegration, Herrn von Lourdoueir und Herrn von Villèle zu gefallen, sprechen wir nur die Vertagung des fraglichen Artikels aus.

Achter Censor. Saint Escobar! das heiße ich gut ersonnen! Angenommen!

Der Chef. Ich will über dieses Amendement abstimmen lassen.

Dritter Censor. Aber das ist eine Koncession und wir dürfen keine Koncessionen machen.

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_029.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)