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Das Ausland. 1,2.1828

daß es, mit Genehmigung der Chefs beider Reiche, die Verwaltung aller ihrer Besitzungen für seine Rechnung übernehmen, und ihnen jährlich alle bisherigen Revenüen an Geld und Produkten, und so viel Menschen als sie bisher zu ihrem Dienst brauchten, geben wolle. Dann müßte man die den Fürsten untergebenen Chefs, wie die Tommogangs, Demangs, Ingebeys etc. etc., unmittelbar unter die Herrschaft des Gouvernements stellen, und sorgfältig prüfen, in wie weit die Einführung des Territorialsystems geeignet sey, oder ob die Ländereien in Parcellen an Europäer zu verpachten wären.

Endlich müßte man anfangen das Innere der Provinzen von der großen Menge indischer Räuber, welche die Insel Java verpesten, und nur von Mord und Raub leben, zu reinigen; denn diese sind sonst wie jetzt, bald die Urheber, immer aber die Stützen der Rebellion gewesen, und ein kräftiger Wille würde hinreichen, diesen gefährlichen Bewohnern auf die Spur zu kommen und ihrer Herr zu werden.

Solche verdorbene Menschen müßte man dann zum Wohle der Gesellschaft und zu ihrem eigenen Besten in andere Gegenden der Insel verpflanzen, ihnen Ländereien zu kultiviren geben oder irgend eine nützliche Thätigkeit anweisen und die Freiheit als Preis einer guten Aufführung bestimmen. Diese Maßregel würde unfehlbar sowohl aus dem Gesichtspunkte der Politik wie der Moral zu den besten Resultaten führen; denn nur so kann den fortwährenden Räubereien, Mord- und Brand-Versuchen, welche im Innern des Landes, trotz der Wachsamkeit der europäischen Residenten und javanesischen Behörden ganz an der Tagesordnung sind, ein Ziel gesetzt werden.

Stets habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß die Herstellung einer bessern Polizei und die Gewährung einer größern Sicherheit der Personen und des Eigenthums die Bedingungen seyen, unter denen man allein das Aufhören der Unruhen und den Wiedereintritt des Wohlstandes, der Industrie und Sittlichkeit sich versprechen dürfe. Jene Bedingungen müßten zunächst dadurch ins Leben treten, daß man die Europäer in dem freien Genuß ihrer Güter schützte, und die Pachtcontracte in den Districten von Soeracarta und Djocjocarta befestigte und sicherte.

In welcher Weise nun auch das Gouvernement meine Vorschläge berücksichtigen möge, so bin ich fest überzeugt, daß bei den angedeuteten Erleichterungen der Pächter und Pflanzer die Mehreinnahmen sich jedenfalls so hoch belaufen werden, um die Interessen der Schuld von Java und nach Jahren auch wohl diese selbst bezahlen zu können, ohne daß irgend Jemanden auch nur das kleinste Unrecht geschehe. Ja, die Regierung würde bei eintretenden Geldverlegenheiten in dem Reichthume der Pflanzer bald eine große Stütze finden,und nicht, wie dieß jetzt in Batavia der Fall ist, gegen 9 bis 12 Procent Anleihen machen müssen, während das englische Gouvernement in Bengalen nur 4 bis 5 Pr. zu bewilligen braucht. Wenn der Staat reich seyn will, muß er den Bürgern die Gelegenheit geben sich zu bereichern; eine Regierung kann nie reich seyn, wenn es die Bürger nicht sind.

Die Feinde alles dessen was nur irgend einem Colonisationssysteme gleicht, mögen sich über meine Vorschläge nicht ereifern, denn ihre Ausführung kann unmöglich zu all dem Unheil führen, von welchem sie träumen mögen. So würde z. B. die Verpachtung der Ländereien, welche ich vorschlug, allerdings zwar mehr Europäer nach Java führen, aber ihre Anzahl würde, schon ihrer großen Bedürfnisse wegen, im Verhältniß zu den Eingebornen immer nur sehr gering bleiben. Die nächste Folge würde nur eine schnellere Civilisation der Javanesen seyn.

Andere Mittel um den Frieden und die Wohlfahrt in den Besitzungen der Fürsten zu sichern sind zu bekannt, als daß ich sie noch anzuführen nöthig hätte. Nur das möchte ich noch wünschen, daß die Zollgesetze einmal revidirt würden, und man die Bedrückungen der armen Javanesen durch die chinesischen Douanen und den unmäßigen Gebrauch des Opiums zu verhindern suchte. Dieses letztere ist das größte physische und moralische Uebel für Java, und wer im Stande wäre dem Gouvernement dieselbe Einnahme, welche der Opiumhandel gewährt, auf eine andere Weise zu sichern und so das Verbot der Einfuhr und des Gebrauchs möglich zu machen, würde sich um unsere indischen Besitzungen dasselbe Verdienst erwerben, das Jenner sich um die ganze Menschheit durch Entdeckung der Kuhpockenimpfung erworben hat. – So hätte ich denn erreicht, was ich wollte: nämlich die Ursachen des letzten Aufstandes in Java entwickelt, und ich spreche mit Freude nur noch die Ueberzeugung aus, daß, welche andere Mängel auch noch vorhanden seyn möchten, die Bestrebungen einer weisen und gerechten Regierung zu ihrer Hebung gewiß von dem besten Erfolge seyn werden.

(Schluß folgt.)

Simonds Reise in Italien.


(Schluß.)

Wie wenig stimmt diese Schilderung zu der Vorstellung, die man sich gewöhnlich von dem Charakter des Italieners macht! Simond sucht diese Irregularität gleichsam zu rechtfertigen, indem er sagt: „die Italiener, die seit so langer Zeit in eine große Anzahl kleiner Staaten mit den verschiedensten Regierungsformen getheilt sind, können nicht als ein gleichartiges Volk betrachtet werden, und es wäre eben so unrichtig als ungerecht, sie als ein Ganzes nach demselben Maaßstab zu beurtheilen.“ So wenig wir auch dieser Bemerkung unsere Billigung versagen können, wenn sie dahin beschränkt wird, daß der Charakter eines in so viele verschiedene Gruppen vertheilten Volkes nothwendig auch sehr verschieden seyn müsse, so können wir doch auf der andern Seite uns nicht enthalten, sie hier, wo es galt, eine fast allgemein verbreitete irrige Meinung zu widerlegen, sehr am unrechten Platze zu finden. Ueberall, in ganz Italien, begegnen Simond Züge natürlicher Gutmüthigkeit und ungebildeter, aber auch unverdorbener Humanität; statt nun hieraus den Schluß zu ziehe, daß die gewöhnliche Ansicht von der tiefen Entartung und Entwürdigung des Italieners eine durchaus unrichtige sey, scheint er vielmehr zu folgern: die Italiener sind schlecht, weil sie allgemein dafür gehalten werden; diejenigen, welche

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_348.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)