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Das Ausland. 1,2.1828

Bemerkung, daß die beladenen Schlitten, über den harten Schnee hingleitend, eine röthliche Spur hinterließen, was wir damals einer röthlichen, aus dem Birkenholz, woraus sie gezimmert worden, ausgehenden Materie zuschrieben. Jetzt aber bemerkten wir, daß nicht nur die Läufe an den Boten, sondern selbst unsere Fußtritte dieselbe Wirkung hervorbrachten, obgleich wir mit dem Vergrößerungsglase nichts entdecken konnten, was diese Farbe gegeben hätte.“

Professor Hooker und andere gelehrten Botaniker scheinen sich dafür entschieden zu haben, daß der erst erwähnte rothe Schnee nichts anderes sey, als eine Pflanze, die in dem Schnee lebt und vegetirt, und zu dem Geschlechte der Algen gehört.

Capitän Parry erreichte mit seinen Gefährten am 11 August die offene See, nachdem sie 48 Tag auf dem Eise zugebracht, und gelangte am 21 wohlbehalten, obgleich nicht bei bester Gesundheit, auf dem Hekla an; der größte Theil der Mannschaft, die Offiziere und selbst den Capitän mit eingeschlossen, war durch die gemachten Anstrengungen sichtbar erschöpft.

„Ich kann,“ bemerkt der Berichterstatter, „die Erzählung unserer Abenteuer nicht beschließen, ohne der frischen Thätigkeit und dem unermüdeten Eifer, den meine Begleiter, Offiziere sowohl als Gemeine, im Verlaufe, der Excursion an den Tag gelegt hatten, volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und wenn es überhaupt möglich gewesen wäre, so hätte stete Beharrlichkeit und rührige Kraft-Anstrengung von ihrer Seite unser Unternehmen mit dem glücklichsten Erfolg gekrönt.“

Nach den meterorologischen Bemerkungen, die in dem Anfang gegeben sind, entnimmt man, daß Capitän Parry in der Wahl der Zeit für seine Expedition besonders unglücklich war; da in dem einzigen Sommer zwanzigmal mehr Regen fiel als in irgend einem andern, den er in Polarregionen zugebracht hatte.

Wir führen noch Capitän Parry’s Schlußbemerkung an:

„Schließlich muß ich noch, so weit es mir möglich ist, zu zeigen versuchen, wie es geschah, daß das Eis, über welches wir kamen, so wenig der schon erwähnten Beschreibung der ehrenwerthen Autoritäten entsprach. Es kam uns im Verlauf unsrer täglichen Wanderungen oft vor, als ob diese irrige Annahme einigermaßen daher entstanden sey, daß unsre Seefahrer das Eis immer nur von einer beträchtlichen Höhe aus besichtigten. Die einzig freie und weite Aussicht am Bord eines Schiffes hat man vom Mastkorb aus; und Phipps’s wichtigste Bemerkungen über das Eis im Norden von Spitzbergen wurden von einem mehrere hundert Fuß über die See erhabenen Standpunkt aus gemacht. Nun weiß man recht wohl, wie sehr sich auf diese Art oft das geübteste Auge trügt, und es ist leicht gedenkbar, wie jene Unregelmäßigkeiten, die uns so viel Zeit und Anstrengungen kosteten, auf solche Weise durchaus unbemerkt blieben, und die ganze Oberfläche plan und eben erschien.“

„Es ist ferner sehr wohl möglich, daß der Zustand von Auflösung, in dem wir unerwartet das Eis getroffen, zum Theil wenigstens von dem ungewöhnlich nassen Wetter kam, dem vielleicht ein besonders strenger Winter vorangegangen war.“

„Ueber letzteres konnten wir jedoch nicht entscheiden, da meines Wissens noch Niemand über die Temperatur eines Winters in den höhern Breiten berichtet hat. Wenn wir aber unser meterorologisches Tagbuch mit einigen andern in derselben Jahreszeit und ungefähr in der nämlichen Breite[1] aufgesetzten vergleichen, so ergibt sich, daß, obgleich sich keine wesentliche Verschiedenheit in der gewöhnlichen Temperatur der Atmosphäre findet, die Quantität Regen bei unsrer Unternehmung bedeutend größer war, als die gewöhnliche. Auch ist es allgemein bekannt, wie schnell sich das Eis durch den Regen auflöst. Was nun auch immer die Ursache davon seyn mag, so viel ist gewiß, daß in dem Meridian, in dem wir mit den Boten nordwärts vordrangen, die See in einem ganz andere Zustande war, als bei Phipps, wie aus unsern Berichten zu ersehen ist. Sein Schiff war im Anfang Augusts nahe bei den sieben Inseln mehrere Tage dicht von Eis umgeben, während der Hekla Anfangs Juni in derselben Nachbarschaft ohne irgend ein Hinderniß segelte, und vor dem Ende des Juli von der Insel Citle Table aus kein Stückchen Eis zu sehen war.“

„Es muß ferner bemerkt werden, daß vor der Mitte Augusts, wo wir das Eis in unsern Boten verließen, ein Schiff, fast ohne auf ein Stück Eis zu treffen, in die Breite von 82° hätte vordringen können. Auch waren wir allgemein der Meinung, daß es am Ende des Monats nicht sehr schwer gewesen wäre, 83° im Meridian der sieben Inseln zu erreichen.“


Die periodische Literatur Dänemarks.

(Aus der Zuschrift eines dänischen Literators, mitgetheilt von Herrn Rektor Gräter in Ulm.

Ein wichtiger Theil der geistigen Mittheilung in cultivirten Staaten ist unstreitig die periodische National-Literatur. Mit bewundernswürdiger Schnelle hat sie sich bereits zu einer solchen Höhe emporgehoben, daß sie bei den größten Nationen schon der Hauptcanal zur Ausbreitung der Wissenschaften, des Gemeingeistes und gesunder politischer Grundsätze geworden ist. Es kann nicht anders als von hohem Interesse seyn, mit den Hervorbringungen dieser Art bei fremden Nationen näher bekannt, und auf ihre Beschaffenheit, ihren Werth und ihren Umfang aufmerksam gemacht zu werden. Diesen Gesichtspunkt festhaltend, will ich nun eine möglichst vollständige Literatur aller Zeitschriften in den gesammten nordischen Landen entwerfen, und mit Dänemark den Anfang machen.

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Die erste Spur von dänischen sogenannten Avisen findet sich gegen den Schluß der Regierung Christians des Vierten.

Ungefähr ums Jahr 1644 gab ein Buchführer Jochum Moltken, und ein Buchdrucker, Melchior Marzan, ein Blatt unter dem Titel: „Der ordinäre Courant“ heraus, eine Benennung von Tagsblättern, die besonders in Holland gebräuchlich war, und auf welche Marzan sehr leicht gerathen konnte, da er mit holländischen Buchhändlern in großer Verbindung stand. Schwerlich ist übrigens davon ein Blatt noch übrig, allein, daß es existirte, beweisen die Acten des Universitäts-Consistoriums, da er von demselben wegen unziemlicher,

  1. Namentlich das von Scoresby im Monat Julius vom Jahr 1812–1818 (inclus.) Capitän Franklin’s vom Julius 1818.
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_393.jpg&oldid=- (Version vom 8.10.2021)