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Das Ausland. 1,2.1828


bringt dagegen Ueberfluß an Heu hervor, welches man in großen Haufen auf den Feldern findet.

Die Donau [1] welche die beiden Fürstenthümer von Bulgarien scheidet, macht es durch Strömung und viele Inseln nicht nur äußerst schwierig, Schiffbrücken bleibend zu errichten, sondern ein noch wichtigeres Hinderniß sind die Festungen [2], welche den Türken die Behauptung des Stroms erleichtern.

Am bulgarischen Ufer wechselt ödes Land mit dem üppigsten Weinbau, dessen Ertrag unverwüstbar ist. Aber minder begünstigt ist das bulgarische Hochland, das im Sommer Mangel an Trinkwasser leidet; oft ist da der Boden wie abgesengt, nicht ein Grashalm sproßt hervor, und in den Thälern trocknen selbst namhafte Bäche aus. Die Kälte im Winter hält zwar nicht an, übertrifft aber doch oft augenblicklich jene der nördlichen Klimate. Die Dörfer sind dann wüste [3] Stellen und auf keine Weise zu Marsch- und Kantonirungsquartieren geeignet; die Thäler verschneit oder überschwemmt und alle Wege unbrauchbar.

„Zwei große Gebirge, sagt Mannert [4] durchziehen mit mehreren Aesten das innere Land von Thrazien. Die Hauptkette derselben erstreckt sich aus dem südlichen Krain gegen Südosten, trennt Dalmatien von den Gegenden des innern Landes, zieht sich dann in die nordöstlicheren Gegenden, und heißt längs der Gränze zwischen dem westlichen Thrazien und Illyrien das sardische Gebirg. Die größte Höhe und Ausbreitung erreicht es weiter östlich (südlich dem heutigen Sophia) und heißt der Berg Skomius. Er ist hoch. Der Reisende sieht seine mit immerwährendem Schnee bedeckten erhabensten Spitzen zwischen Sophia und Philippopolis sich zur Seite, unter dem Namen Mitoscha-Berg und Rulla-Gebirg. Etwas weiter östlich fängt er an sich in zwei Hauptäste, in den Hämus und die Rhodope, zu spalten. Der Hämus ist die nordöstliche Fortsetzung des (Orbelus) Skomius; wahres Alpengebirg, hoch und felsig.“


(Schluß folgt.)


Chinesische Sitten und Gebräuche.

Die chinesischen Zimmerleute haben die Gewohnheit, wenn der oberste Balken auf dem Dache eines Gebäudes befestigt ist, Feuerwerke zu Ehren des Geistes auffliegen zu lassen, der über den Grund, worauf das Haus erbaut ist, herrscht; sie wünschen dann dem Eigenthümer Glück, so weit mit dem Gebäude vorgerückt zu seyn. Es ist ein allgemein herrschender Glaube, daß die Bauleute, indem sie das Bild irgend eines bösen Geistes in den Mauern verbergen, dem Glücke und Wohlseyn der Bewohner wesentlich schaden können, und hieraus entspringt die Gewohnheit, den Schutzpatron der Maurer zu verehren, um das Glück der Hausbewohner zu sichern.

Die Chinesen feiern das neue Jahr mit abergläubischer Genauigkeit. Alle Arbeit, sogar in den niedrigsten Klassen des Volks, hört sowohl den Tag vor, als den Tag nach dem Neujahr auf, und bei den höhern Ständen dauert die Feier vierzehn Tage. Am Neujahrstage werden die alten papiernen Talismane weggenommen, und neue von ausgeschnitztem Papier auf die Wände des Hauses geklebt. Die Krämer schreiben das Wort „Gut Glück“ auf ihre Schränke, und die Handwerksleute hängen das Wort sich auf die Brust, wenn sie eine neue Arbeit beginnen, oder an das Werk selbst, an welchem sie arbeiten, und hoffen so, daß das neue Jahr glücklich für sie seyn werde. –

Man erzählt ein Mährchen von einer Braut, die auf dem Wege von ihres Vaters Hause zu dem ihres Bräutigams von einem Tieger zerrissen wurde. Um ein solches Unglück abzuwenden, hängen die Eltern des Bräutigams gewöhnlich ein Stück Fleisch an der Thüre auf, als eine Lokspeise für das grausame Thier.

Ein Spiegel, den man an einem Orte aufhängt, dient alle böse Geister zu verscheuchen, da keiner seinen eigenen Anblick ertragen kann.

Man gibt den Verstorbenen Münzen in den Mund, damit sie auf den Fall, daß sie in die Welt unter ihrer eigenen Gestalt zurückkehren, Mittel haben, sich Nahrung zu verschaffen. Bei der Beerdigung legt man auch ein wenig Korn, Reis, Salz und etwas eingemachte Sachen in den Sarg. Bei Einladungen zu Begräbnissen, bedient man sich blauer Dinte; man klebt auch blaues Papier an die Thüre, um die Nachbaren von einem Todesfalle zu unterrichten, damit sie sich nicht verunreinigen, indem sie die Wohnung eines Todten betreten.


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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_430.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2023)
  1. Silistria und Turtukey, wo der Strom nur tausend Schritte breit ist, wären allenfalls Punkte zu stehenden Brücken; aber der Umstand, daß das rechte Ufer das linke überragt, würde die Vertheidigung einer solchen Brücke äußerst mißlich machen. Es handelt sich also mehr um die Kenntniß brauchbarer Uebergangspunkte. Von Neuorsova herab, wo die Donau das österreichische Gebiet verläßt, kennt man die folgenden mit Verläßigkeit: 1) bei Braova oberhalb der Mündung des Timok; 2) eine Stunde ober- und unterhalb Widdin; 3) die Furt bei Arcer - Palanka; 4) gleich unterhalb des Jibra - Palanka; 5) ober der Mündung des Schylflusses; 6) bei Islas ober der Aluta-Mündung; 7) bei Flamunda unterhalb Nikopel; 8) unterhalb Giurgevo; 9) zwischen Tataritza und Silistria; 10) zwei deutsche Meilen unter Hirsova; 11) bei Brailow; 12) unterhalb Galacz; 13) bei Isakesi (welches Hadschi-Chalfa als einen vorzüglichen Punkt für diesen Zweck bezeichnet. Man sehe Rumili und Bosna, geographisch beschrieben von Mustapha-ben-Abdallah-Hadschi-Chalfa. Aus dem Türkischen von Joseph von Hammer. Wien 1812), Ismael und Kilia.
  2. Zahlreiche Palanken abgerechnet, sind von Wichtigkeit: 1) die Inselfeste Neuorsova, mit dem Schlosse Elisabeth auf dem rechten Donauufer; 2) das Schloß Florentin: 3) die Festung Widdin mit zehn Bollwerken gegen die Landseite; 4) die casemattirte Redoute Tournul auf dem linken in Nolindung mit dem Schlosse zu Nikopel auf dem rechten Ufer; 5) das Schloß Szistov; 6) Giurgevo am linken, in Verbindung mit Rustschuk am rechten Ufer; 7) das Schloß Silistria; 8) das zu Hirsova: 9) das zu Brailow.
  3. Ein Winterfeldzug ist beinahe unmöglich und ein Donauübergang erst rathsam, wenn die Hochgewässer abgelaufen sind. Dieß geschieht aber selten vor der Mitte des Junius. Die Russen giengen 1773 am 24 Juni, 1774 am 17 Juni, 1810 Ende des Mai, 1811 am 1 Juli über die Donau.
  4. Geographie der Griechen und Römer. Th. 7. Landsh. 1812.