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Das Ausland. 1,2.1828


Und sie schliefen darin, bis die Nacht war aus:
Sie erwachten, da war es ein Königshaus.
Und der Lindwurm stand auf und freute sich sehr,
— Und sie spielten —
Bin wieder ein Mensch, wie ich's war, vorher.
Und sie spielten,
Sie spielten alle Nächte und spielten alle Tage.


 2.
      Herzog Magnus und die Meerfrau

‚Herzog Magnus er sah durch das Fenster im Schloß
Wie die Fluth hintobte, die wilde,
Und siehe, da saß auf dem Strome groß
Ein gar liebliches Frauengebilde.
Herzog Magnus, Herzog Magnus, verlobt euch mit mir,
Ich hätt’ euch zum Manne so gerne.
O sagt doch nicht Nein, sondern Ja — Ja.

Und ich will euch geben ein gehendes Schiff,
Wie nie es besessen ein Ritter
Es geht auf dem Lande so wie auf der Tief,
Und scheut nicht Sturm noch Gewitter,
Herzog Magnus etc. [1]

Und ich will euch geben ein Rösselein grau,
Wie nie thät ein Ritter es reiten,
Es geht auf dem Meere wie auf fester Au,
Und durch die Wälder die weiten.

O bleibe mir fern mit Verlöbniß und Band,
Mit der Stille nicht hab’ ich zu schaffen;
Ich diene dem König, dem Vaterland,
Darf nicht mich in Weiber vergaffen.

Und ich will euch geben so vieles Gold,
Wie ihr immer nur möget begehren,
Und Perlen und Steine so viel ihr wollt,
Die sollt ihr besitzen in Ehren.

O gerne verlobte ich wohl mich mit dir,
Denn du wärest vom Christengeschlechte,
Doch du bist ein so häßliches Meerungethier,
Solch Liebchen mir ist nicht das rechte.

Herzog Magnus, Herzog Magnus, o höre mich
Und laß dein Höhnen und Schelten,
Denn willst du mit mir nicht verloben dich,
So wird dein Verstand es entgelten.

Ich bin ein Königssohn so gut;
Wie kannst du doch so nach mir streben:
Ich wohn’ auf dem Lande und nicht in der Fluth,
Im Wasser ja kann ich nicht leben. —
Herzog Magnus, Herzog Magnus, verlobt euch mit mir,
Ich hätt’ euch zum Manne so gerne;
O sagt doch nicht Nein, sondern Ja — Ja.

  1. bei jeder Strophe wiederholt, wie oben.
(Fortsetzung folgt.)

Des Bischof Heber’s Reisen durch das nördliche Indien.


(Fortsetzung.)

Die Annäherung an Kalkutta zu Land wird auf folgende Weise beschrieben: „Wir setzten uns in einen frischen Trab; die Saises (Stallknechte) liefen zu jeder Seite flink neben uns her, einen sich allmälig erhebenden, breiten aber schlechten Weg zwischen tiefen Gräben stehenden Wassers zu beiden Seiten hin, hinter welchem sich ein unabsehbarer Wald von Fruchtbäumen erstreckte, und hin und wieder zerstreute Hütten sich zeigten. Einige derselben schienen Kramladen; völlig offen, mit Verandahs, (freien Dächern?) die durch Matten oder geflochtenen Bambus gebildet wurden. Ueberall sahen wir eine Menge Volks; einige fuhren auf Ochsenkarren, andere trieben beladene Ochsen vor sich hin; nur wenige hatten unansehnliche Klepper, welche die Spuren der Vernachlässigung und harter Behandlung an sich trugen. Die Behandlung selbst des Hornviehs, obgleich sein Leben unverletzlich ist, schien mir bei den Hindus schlimmer zu seyn, als die, welche oft bei einem Gang durch die Straßen von London das Auge beleidigt und das Gefühl verwundet.

Wenig Weiber waren zu sehen; diejenigen, welche sich zeigten, waren etwas mehr bekleidet, als die Männer, – sie hatten einen groben, weißen Schleier oder Chuddah über den Kopf geworfen, ohne jedoch ihr Gesicht zu verhüllen; ihre Arme waren blos, und mit breiten silbernen Spangen geziert. In den Kramladen hingen wenige eiserne Geschirre, einige Stücke groben, farbigen Cotton’s, Pisange in Büscheln, während der Boden mit irdenen Gefäßen bedeckt war, und eine Quantität Reis und Hülsenfrüchte aufgeschüttet da lag. Mitten unter diesen Schätzen saß auf dem Boden gekauert und eine rohe Hukah, eine Cocosschale mit einer kurzen Röhre schmauchend, der Kaufmann. Nach und nach entdeckten wir schwarzbraune Gebäude von Backsteinen, die mehr Ansprüche auf architektonische Verhältnisse machten, aber noch widriger ins Auge fielen, als die roheste Bambushütte – sie sind die Behausungen der Hindus oder Muselmänner aus den mittlern Classen, mit flachen Dächern, engen Fensterflügeln, und von einer Mauer aus Backstein umschlossen, die den innern Haushalt jedem Blicke der Neugier verschließt. Sie wechselten bald mit großen, stattlichen Gartenhäusern, von denen jedes einzeln in einer kleinen Waldbahn steht und mehrere Stockwerke, und auf der ganzen Vorderseite ein griechisches Verandah hat. Als wir nach Kidderpur kamen, sahen wir einige europäische Wachen, einen beinahe nackten, aber mit Säbel und Schild bewaffneten Polizeisoldaten, der an einer Straßenecke Schildwache stand, eine Pagode oder zwei, eine größere Manchfaltigkeit von Artikeln in dem Kramladen, und eine beträchtliche Anzahl von „Caranchies,“ oder inländischen Wagen, von zwei Pferden gezogen, die den Gerippen an den Miethkutschen in Europa sehr viel glichen.

Von Kidderpur gelangten wir auf einer gewöhnlichen Holzbrücke über einen Sumpf auf eine weite, offene Ebene, auf der wir im Hintergrund Kalkuttas weiße Gebäude durch das nun einbrechende Zwielicht schimmern sahen. –

Zu Kalkutta und fünf (englische) Meilen im Umkreis ist der Gebrauch von Elephanten nicht gestattet, weil durch ihren Anblick sehr oft die Pferde scheu werden und Unglück anrichten. Zu Barrackpur bestieg ich zuerst einen Elephanten. Derjenige, den mein Begleiter, Lord Amherst, ritt, war ein stattliches Thier, mit den kostbarsten Decken, die ihm der König von Oude geschenkt und mit goldgestickten


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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_440.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)