Seite:Das Ausland (1828) 461.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das Ausland. 1,2.1828


einem 11/2 (englische) Meilen langen und 1/4 Meile breiten Umkreis zerstreut, östlich und westlich durch die Ebene hin, und senden von Zeit zu Zeit Dampfwolken empor. Die Erdoberfläche ist hier nichts anders, als die Rinde eines Vulkans; vor sieben Jahren verursachte ein Erdbeben einen großen Riß in der Ebene, aus dem Quellen des reinsten, so wie des schlammigsten Wassers, beide siedend heiß, hervorquillten.“

„Abends ging ich unter den Quellen umher; sie haben allerlei Formen und Größen, sie wechseln zwischen Löchern, nicht breiter als ein Zoll, durch die man sieht und hört, wie das Wasser unten siedet) bis zu Oeffnungen von mehreren Yards im Durchschnitt. Einige sind so durchsichtig und klar, als ob sie distillirt wären, andere dagegen, nur einen Fuß breit davon entfernt, trübe, und kochenden Schlamm führend; eine, el Pozo verde (der grüne Brunnen) genannt, ist zwar vollkommen klar, ihr Wasser aber von schöner, dunkelgrüner Farbe. Die Quellen sind zum Theil beständig ruhig, und wechseln zwischen 110° bis 130°, allein bei weit mehrern sprudelt das Wasser mit erstaunlicher Gewalt hervor: und in einer, die ich aufs Geradewohl ausersehen, siedete ich ein Stück Schöpsenfleisch von der Größe eines Ei’s in 4 Minuten, 50 Sekunden. Alle Quellen, bei denen es anging, wurden mit Steinen und Buschwerk verstopft, damit das Vieh nicht hineinfiele; und doch kommen oft einige Thiere auf diese Art um. Die Landleute pflegen ihre Schweine an diesen Quellen zu schlachten und abzubrühen, und ich sah einen Trupp Arrieros (Maulthiertreiber) ihr Abendessen ganz gemächlich über einer derselben fertig machen. Die Erdlage, durch welche das Wasser sich hauptsächlich erhebt, ist Kalkerde: auf der Oberfläche aber liegen eine Menge einzelner Kalksteine und löcherige Lava jeder Art, mit Stücken Obsidian; eben so finden sich viel Versteinerungen, Kräuter und abgebrochene Pfähle. Das Wasser setzt nichts als eine leichte Kruste weißes Salz ab, und doch schmeckt und riecht es sehr merkwürdig nach Schwefel. Die Dünste scheinen keine zerstörende Wirkung auf die sie umgebende Vegetation zu haben, da schönes, obgleich kurzes Gras rings um den äußersten Rand der Quellen wächst; und sehr merkwürdig ist, daß die Mimosa und andere Pflanzen an manchen Stellen geradezu über die siedenden Quellen hereinhängen, in deren nächster Nähe sie ihre Wurzeln geschlagen. Bei einigen, die durch den festen Felsen sich durchgebohrt, ist zu bestimmter Zeit ein merkliches Steigen und Fallen sichtbar; bei andern, die unten in der Tiefe mit Steinen verstopft sind, zeigt sich noch ein auffallenderes Phänomen. Nachdem das Wasser einige Minuten lang furchtbar ein paar Fuß hoch aufgesprudelt, sinkt es plötzlich; die Erde gibt einen Laut, als schlürfe sie es ein; kein Wasser, selbst kein Dampf ist mehr zu sehen, und die Steine sind im Augenblick völlig getrocknet, so daß ich oft über ihnen stand, bis ein leises, pfeifendes Getöse mir die Rückkehr der Springfluth verkündigte, die denn auch im Augenblick mit gleicher Kraft wieder emporschoß. Es gibt einige Quellen von unbeträchtlichem Umfang, die gänzlich ausblieben, und sich nahe bei der alten Oeffnung neu durchbrachen. Es kam ferner schon vor, daß ein klarer Quell plötzlich trüb wurde, und umgekehrt.“ –

Capitän Lyon sucht die Bergwerks-Operationen in möglichst vortheilhaftem Lichte zu zeigen; und doch finden wir kein einziges Mal, daß er einen Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben darthun konnte. Die wichtigsten dieser Bergwerke liegen in Bolannos, wo sich seiner Angabe nach, mit Zuversicht bedeutender Ertrag erwarten läßt. Sie sind in drei Abtheilungen eingetheilt – die nördliche, die mittlere, die südliche. Die nördliche besteht wieder aus drei Ansatzpunkten (sets); „das Metall des ersten,“ sagt Lyon, „versprach dermalen nur wenig; von dem zweiten läßt sich guter Ertrag erwarten; beim dritten aber hielt man es nicht des Versuches werth. Von den andern darf man mit allem Grund guten Gewinn erwarten, wenn die geeigneten Versuche zur Entdeckung der Adern gemacht werden. Die mittlere Abtheilung enthält ebenfalls drei Ansatzpunkte; von denen an dem ersten begonnen, der Versuch aber später wieder eingestellt wurde; der zweite ist nicht sehr ergiebig; und beim dritten konnte man noch nichts entdecken, das der Rede verlohnte. Die südliche Classe enthält zwei Ansatzpunkte, und an beiden sind nun die Arbeiter in Thätigkeit.“ So viel von den berühmten Bergwerken in Bolannos, aus denen sich mit Zuversicht so ergiebiger Ertrag erwarten lassen soll! Lyson beschreibt nun die Werke, welche in Real del Monte für die englische Compagie im Werden sind. Wir sagen im Werden; obgleich sehr ausgedehnt, und ungeheure Auslagen erfordernd, scheint man doch auf einen Ertrag noch lange warten zu dürfen. Durch die Bergwerksinteressen zu sehr in Anspruch genommen, scheint Capitän Lyon dem politischen Zustande des Landes weniger Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Es ist bekannt, daß sich eine Zeitlang in den mexicanischen Staaten große Gährung zeigte, die aus gegenseitigem Haß der Kreolen und der Spanier entstanden war. Wie weit diese Bewegung gehen, und welche wahrscheinliche Folgen sie für das Bestehen der Union haben werde, sind Fragen, die immer noch zu lösen bleiben. Hin und wieder stößt man auf Bemerkungen, welche die Politik berühren.

(Schluß folgt.)

Das neue brittische Colonisationssystem.


(Schluß.)

Unter den Personen, die in Beziehung auf Irland als Zeugen vorgefordert wurden, befinden sich Männer von dem höchsten Ansehen und Verdienst, z. B. Sir Henry Parell, Major Moody etc. Als Beispiel und zur nähern Beleuchtung der Verhältnisse dieses Landes geben wir hier einige dem berühmten Verfasser des Werkes über Bevölkerung, Malthus, vorgelegte Fragen, nebst dessen Antworten.

„Sie sind in Irland gewesen?“ – Ja, im Jahr 1817, doch nur kurze Zeit.


Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_461.jpg&oldid=- (Version vom 3.3.2023)