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Das Ausland. 1,2.1828

Agenten des Kronprinzen in Tiflis, Futti Ali Kahn, mitheilte, wies der Prinz zurück. Bei einer zweiten Sendung nach Tiflis kam Futti Ali Khan mit den russischen Bevollmächtigten überein, daß das Gebiet von Gukscha Rußland zufallen sollte, wogegen der Capandistrict Persien überlassen würde. Im März 1825, als Abbas Mirza die Bestätigung dieser Uebereinkunft verzögerte, schrieb General Yermolov an Mirza Abul Hussan Khan, den Minister der auswärtigen Angelegenheiten des Schah, und sandte darauf eine eigene Bothschaft an den letzteren, um ihn zur Bestätigung des mit Futti Ali Khan getroffenen Vergleiches zu vermögen; der Schah verweigerte indeß seine Ratification auf das Bestimmteste.

General Yermolov erklärte jetzt den Tractat, den Futti Ali Khan, der Agent des Kronprinzen geschlossen hatte, eigenmächtig für gültig und verbindlich für den persischen Hof, und befahl einem russischen Corps die Gukscha-Districte zu besetzen, und gegen jeden Angriff von Seiten der Perser zu behaupten. – Vergebens protestirte der Schah durch einen vertrauten Agenten in Tiflis gegen dieß Verfahren, und verlangte, daß die Truppen sogleich von dem persischen Gebiet zurückgezogen würden, bis eine Erklärung von St. Petersburg gekommen wäre, die bereits verlangt worden sey. Der General berief sich darauf, daß er ohne Erlaubniß des Kaisers keinen Theil des russischen Gebietes abtreten könne; doch erbot er sich Gukscha zu räumen, wenn dagegen Persien seine Truppen von dem Capandistrict zurückzuziehen einwilligte.

In dieser schwierigen Periode gab der Tod des Kaisers Alexanders der Lage der Dinge eine neue Wendung, indem sein Nachfolger, der jetzt regierende Kaiser, zugleich den Fürsten Menzikoff zu seinem außerordentlichen Gesandten am Hofe von Teheran ernannte, um demselben – wie es hieß – die Thronbesteigung des Kaisers Nicolaus zu melden; zugleich aber mit dem Auftrag, „einen Vergleich abzuschließen in Bezug auf den einigen Punct, der bisher die Demarkation der Grenzlinie verzögert habe, und entweder den Vorschlag eines Gebietsaustausches zu erneuern, oder das Interesse Persiens noch mehr zu begünstigen, und die Absichten Rußlands in ihr wahres Licht zu setzen, indem dem von den Persern bereits besetzten Strich Landes noch ein Theil des Districts von Talysch hinzugefügt würde.“

Ehe wir den Erfolg dieser Sendung berichten, müssen wir, um alle Umstände, welche derselben vorausgegangen waren, unsern Lesern vor Augen zu führen, einen Blick auf die früheren Verhältniße zwischen dem Petersburger Cabinet und dem Hofe des Kronprinzen von Persien werfen.

Es hatte beständig in der Politik des Kaisers Alexander gelegen – um die Ausdehnung der russischen Grenze bis zum Araxes zu erleichtern – den Erben des Thrones von Persien für das Interesse Rußlands zu gewinnen. In dieser Absicht wurde dem Frieden von Gulistan eine Stipulation beigefügt, welche dem Buchstaben nach zwar nur die Verpflichtung für Rußland erhielt, den Sohn des Schah, welchen dieser zu seinem Nachfolger ernennen würde, als den gesetzlichen Erben des persischen Thrones zu erkennen; in der That aber – wie man insgeheim einverstanden war – den Prinzen Abbas Mirza die Anerkennung und Hülfe Rußlands zum Nachtheil seines damals noch lebenden älteren Bruders garantirte. Erst durch den Tod dieses letztern wurden die Ansprüche des ersteren auf die Nachfolge unbestritten.

Vor diesem Ereigniß fühlte sich Abbas Mirza so sehr des russischen Schutzes bedürftig, daß Rußland an dem Hofe von Tauris einen Einfluß gewann, welcher die Minister des Schah fast noch mehr, als die auf die Vergrößerung der russischen Macht in Asien eifersüchtigen Britten beunruhigte. Der Tod seines älteren Bruders und darauf der des Kaisers Alexander und – wie die Engländer selbst eingestehen – mehr, als alles andere, die unablässigen Bemühungen brittischer Emissärs (eines Majors Hatt und Dr. Cormick) brachten indeß eine entschiedene Veränderung in den Gesinnungen und der Politik des Prinzen hervor.

Als die Sendung des Fürsten Menzikoff dem Hofe von Tauris gemeldet wurde, verlangte daher der Prinz, indem er dieselbe dem Schah berichtete, die Erlaubniß, dem russischen Gesandten den Weg nach Teheran versperren zu dürfen, wenn er nicht zuvor in die Räumung von Gukscha einwilligte. Der Schah, der anfangs nicht abgeneigt war, diesem Vorschlage Gehör zu geben, wurde indessen durch seine Minister überredet, dem Gesandten den Zutritt zu seinem Hofe nicht zu verweigern, da er vielleicht der Ueberbringer vortheilhafter Anerbietungen von Seiten des neuen Kaisers seyn könnte. – Während Fürst Menzikoff noch in Georgien war, begab sich aber ein Vorfall, der die Erbitterung der Perser auf’s Neue reizen mußte. Ein russisches Detaschement rückte nach Alberan, an der Grenze von Eriwan vor, und die Minister des Schah, welche sich den gleichzeitigen Einmarsch einer russischen Macht in Persien und die Ernennung eines außerordentlichen Bevollmächtigten nicht zu erklären wußten, mußten natürlich die ganze Sendung für ein bloßes Blendwerk halten. Die Truppen wurden jedoch bald darauf wieder zurückgezogen und Menzikoff wurde bei seiner Ankunft an der persischen Grenze mit großer Achtung empfangen und zu Tauris von Abbas Mirza auf das Freundlichste aufgenommen.

(Fortsetzung folgt.)

Schwedische Volkslieder.


(Fortsetzung)

 15.
 Die Prüfung.

Die Jungfrau sie ging zum Meeresstrand.
     O bleibe mir treu! –
Da trat zu ihr hin ein jung Edelmann,
     Da noch wächset die Lind’ auf der schönen Oi.

Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_507.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2023)