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Das Ausland. 1,2.1828

war der Meinung, daß das Volk, wenn es der russischen Regierung auf den Koran Treue schwöre, sich ruhig verhalten werde. Der Eid wurde geleistet, aber erst nachdem der Molla des Orts erklärt hatte, daß es keine Sünde seyn würde, ihn zu schwören und nicht zu halten; Siebenhundert Mann von der Garnison marschirten nun nach Karakalissa, während dreihundert in Gendscheh zurück blieben. Der Molla vertheilte unter letztere eine Quantität Brandtwein, lud die Offiziere zu einem Gastmahle, bei dem sie – zu gleicher Zeit mit ihrer betrunkenen Mannschaft – ermordet wurden. Darauf setzt er mit vierhundert Pferden dem Detaschement nach, welches nach Karakalissa aufgebrochen war; er erreichte dasselbe, während eines Halts, benachrichtigte den Offizier von dem Mißvergnügen des Volkes in Gendscheh und forderte ihn auf, eilends zurückzukehren. Indessen mischten sich seine Reiter unter die arglosen Russen, fielen auf ein Zeichen über dieselben her und hieben sie nieder; nur zweihundert entkamen.

Als der russische Gesandte auf seinem Rückwege nach Tauris kam, wurde er äußerst geringschätzig behandelt. Zwei seiner Couriere waren ermordet worden, und ihre Depeschen wurden zurückgehalten. Er bat daher die englischen Offiziere in Tauris, ihm eine Bedeckung von ihren Leuten bis an die russische Grenze zu geben; dieß wurde indeß abgeschlagen, weil sie in den Diensten des Erbprinzen standen. Bei seiner Ankunft in Eriwan, am 16 August, wurde der Gesandte von dem Sardar der Provinz gefangen, und 25 Tage lang unter Beleidigungen aller Art festgehalten. Erst durch die Verwendung des brittischen Gesandten bei dem Schah (Oberst Macdonald) wurde ein Firman ausgewirkt, welcher die augenblickliche Befreiung des Fürsten und seines Gefolges befahl.

Die Armee unter den Befehlen des Erbprinzen, welche den Feldzug gegen die Russen eröffnete, belief sich im Ganzen auf 45,000 bis 50,000 Mann. Die Surbas (Verwegenen) oder disciplinirten Truppen waren 12,000 Mann stark, darunter einige Compagnien Artillerie und mehrere hundert russische Deserteurs. Die unregelmäßigen Truppen des Schah bestanden wie immer aus zusammengerafftem Gesindel, das weniger dazu bestimmt zu seyn scheint, dem Feinde Abbruch zu thun, als im eigenen Lande zu rauben und zu plündern. Die russische Macht im Süden des Caucasus bestand aus 32,000 Mann Infanterie, 1200 Dragonern, 6,000 Kosaken und 2 Bataillons Artillerie, die aber über ganz Georgien in ihren Cantonirungen zerstreut lagen, und daher im Augenblick des persischen Einfalls sich außer Stande befanden, dem Feinde die Spitze zu bieten.

Abbas Mirza rückte gegen das Ende des Juli mit seinem Heere in Karabagh ein: ein schönes fruchtbares Land, die Thäler mit Wäldern, die Ebenen – so weit das Auge reichen kann – mit wildem Hafer bedeckt, an den zahlreichen Strömen, welche die Thäler durchfließen, ganze Heerden won Wild. Von einem Detaschement Kosacken, das beim Uebergang über den Arras gefangen genommen wurde, erfuhr er, daß die russischen Truppen in Karabagh noch in ihren Garnisonen zerstreut wären, und daß ein Batallion Infanterie von 1200 Mann mit vier Feldstücken, das zu Gerus stand, abgeschnitten werden könnte. Sogleich sandte er seine Cavallerie, unter dem Befehl seines Sohnes Ismaël Mirza, voraus, um die Russen, die im Begriff waren, sich auf Schischa zurückzuziehen, zu beschäftigen und aufzuhalten, bis er selbst sie mit der Hauptmacht erreichte. In dem Paß von Kundscherik griff[WS 1] er sie an; vierhundert Russen wurden getödtet, oder verwundet, die übrigen streckten das Gewehr; ein Obristlieutenant, acht andere Offiziere und vier Kanonen fielen in die Hände der Perser.

Der Prinz, ermuthigt durch diesen Erfolg und gereizt durch die Versprechungen der vertriebenen mahommedanischen Häuptlinge von Karabagh, Schirwan, Schikih und Talisch, beschloß seine Vortheile zu verfolgen, rückte gegen Schischa und belagerte das Fort, da auf einem unersteiglichen Felsen gelegen und mit 2000 Mann besetzt, aber durch den Geiz des Gouverneurs von Karabagh so schlecht mit Vorräthen versehen war, daß der Commandant eine Capitulation eingehen mußte, und in acht Tagen, wenn bis dahin kein Entsatz käme, das Fort zu übergeben versprach.

(Fortsetzung folgt.)


Ueber den gegenwärtigen Zustand von Columbia.


(Schluß.)

Salazar empfiehlt ein Föderativsystem, in welchem indessen die Bundesregierung größere Macht besäße, als in den Vereinigten Staaten. Er schlägt zu diesem Zweck folgende Eintheilung der Republik in Departamentos vor:

Departamentos.       Provincias.             Bevölkerung.       Hauptstadt.
Orinoco Margarita
Barcelona
Cumaná
Guyana
Apure
Varinas
211,833 Angostura
 
Venezuela Caracas
Carabobo
326,480 Caracas
 
Zulia Coro
Maracaibo
Trujillo
Merida
Pamplona
Socorro
322,167 Rosario de Cácuta
 
Magdalena Rio-Hacha
Santa-Marta
Cartagena
Mompor
176,982 Cartagena
 
Istmo Panamá
Veraguas
100,085 Panamá

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: grif
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_515.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2023)