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hier). Für Karajan verschwindet Beheim nach 1474. In meinen bis 1558 zurückreichenden Kirchenbüchern habe ich zwar in den 1½ Jahren, die ich hier bin, den Namen Beheim noch nicht finden können, obwol ich danach suchte; aber auf einem Epitaph in der Kirche findet sich sein Wappen, wie es Karajan gibt, als das der Frau eines 1570 verheiratet hieher gezogenen Bürgers und auf einem in der Nähe des Dorfes stehenden, übel zugerichteten Sünkreuze, das ich erst kürzlich, soweit es vom Boden überdeckt war, ausgraben ließ, aus dem Schlusse des 15 Jahrds. (nach 1470, genauer ist die Jahreszal nicht zu ermitteln), lese ich noch deutlich die deutsche Minuskelschrift[WS 1]: . eham schulteis tzu Sultzbach erschlage. got gnad. – Der hier Erschlagene könnte wol Michel Beham oder Вeheim selbst sein. Auch Bischof Salomo [I od. II] von Constanz ligt in der hiesigen Kirche begraben, wie mir eine Inschrift am Turme sagt.«

ABirlinger     


Die Hebelfeier in Karlsruhe.

Obwol Karlsruhe heute noch keine Hebelstraße besizt, so hat die Stadt dem alemannischen Dichter, der in gewissem Sinne ihr Dichter ist, – denn hier entstanden seine Gedichte und der Hausfreund und er lebte in Karlsruhe vom Jahre 1792 bis 1826 – doch in den fünf Jahrzehnten seit seinem Tode in irgend einer Form Anerkennung und Verehrung gezollt und sein Andenken aufgefrischt. 1832–1834 kam hier die erste Sammlung seiner Werke in acht Bänden heraus, die manches Neue brachte; 1835 ward das Denkmal im Schloßgarten errichtet. 1836 ward im Gymnasium, an dem Hebel vom Jahre 1792 bis 1824 Unterricht erteilte, und dessen Direktor er von 1808–1814 war, zu seinem und eines andern geschäzten Lehrers Andenken die sog. Hebel-Gerstner-Stiftung, deren Zinsen alljährlich für die zwei besten Aufsäze der Schüler der obersten Klasse verwendet werden sollen und von denen ein Preis den Namen Hebelpreis trägt, von Verehrern und Freunden beider Männer gegründet. Eine ähnliche Stiftung, Hebelstipendium-Stiftung, entstand 1861 aus Veranlassung der hundertjährigen Geburtsfeier.

Eine eigene Art von Hebelkultus entwickelte sich von Karlsruhe aus in den vierziger Jahren. In dem nahen Grünwettersbach lebte nämlich eine aus der Nähe von Hausen, dem Heimatorte Hebels gebürtige Frau Namens Veronica Rohrer. Sie war mit dem durch seine Reise ins mittägliche Frankreich bekannt gewordenen, 1841 in Karlsruhe verstorbenen Pfarrer Mylius, einem Freunde Hebels, als Dienstmädchen in das genannte Dorf gekommen und verheiratete sich dort an einen gewissen Friedrich Rohrer, der sie aber mishandelte. Nach dem Tode ihres Mannes trug Veronika Rohrer Blumen nach Karlsruhe, verkaufte Obst und recitierte einzelne Gedichte Hebels nicht ohne Geschick. Da sie sich selbst

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Minuskelsehrift
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia III. Marcus, Bonn 1875, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_III_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)