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Saar trennt, auf der Maloote, stet ein Stein, fast cylindrisch geformt. Er heisst bei den Umwonenden sac de pierre oder sac de marché. Man erzält, dass zu alter Zeit dort järlich ein grosser Markt abgehalten wurde. Der Stein diente dann als Mass für die Höhe und Umfang der Getreidesäcke. Der Kauf wurde abgeschlossen, indem man sich über den Stein die Hand reichte. Diß wurde für heiliger als ein Schwur gehalten und wehe dem, der den Vertrag brach. In demselben Jare traf in sicher ein schweres Unglück.


AUS DEM ZINZELTALE

7 Die Zigeuner im Zinzeltale

Die Zigeuner hielten sich früher vil in der Gegend von Pfalzburg auf. Das Zinzeltal mit seinen Verzweigungen war ir Lieblingsaufenthalt und jeden Sommer lebten dort Zigeunerfamilien in den zalreichen Hölen und Grotten. So mancher Name wie Heidenkopf u. s. w. mag von disen Heiden herrüren. So zeigt man noch jezt im Haspeltale rechts wenn man vom Oberhofe nach Gutebrunnen get, Hölungen, die jeden Sommer von Zigeunern bewont wurden.

8 Büchelberg

Früher hiess das Dörfchen Büchelberg bei Pfalzburg ganz allgemein „Quatre Voleurs“. Die Einwoner wurden vil damit geneckt. Der Ursprung dises Spottes soll gewesen sein, dass in den ersten Нäusеrn des Ortes sich Zigeuner eingenistet hatten, die von dort aus mit Unterstüzung einer eingeborenen Familie, deren Mitglider später sämtlich auf die Galeere kamen, weite Raubzüge und unzälige Diebstäle verübten.

9 Die Diebsschelle

Beim Einflusse des Fischbächel in die Zinzel ligt auf dem westlichen Ufer des Fischbächel ein Berg mit Felsen und Hölungen. Der Berg heisst im Munde der Umwonenden „Diebsschelle“. In alter Zeit sollen in den Hölungen gewaltige Räuber gehaust haben. Ueber den Weg hatten sie Schnüre gezogen, an denen Schellen befestigt waren. Zogen Leute der Strasse nach und berürten zufällig die Schnüre, so wurden die Räuber durch das Getön allarmiert, überfielen die Wanderer und raubten sie aus.

10 Forsthaus Oberhof

Das Forsthaus Oberhof im Zinzeltal ist übel verrufen, als Aufenthaltsort böser Geister. Früher als das Tal abwärts noch kein Farweg war und das Holz geflösst wurde, diente das Forsthaus als Stallung und einer der Holzhauer muste Nachts darin schlafen. Einem, der jezt noch als 80järiger Mann in Hattmatt lebt, fiel es auf, dass jedesmal um Mitternacht die Pferde gewaltig lärmten. Einst entschloss er sich der Ursache nachzuspüren und stand auf um nachzusehen. Da erblickte er in der Ecke seines Gelasses einen

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia IX. Marcus, Bonn 1881, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_IX_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)