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VOLKSTÜMLICHES AUS DEM ELSASS II
I SAGEN AUS DEM DAGSBURGER LAND[1]

1 Schaz auf dem Hohwalsch

Der Hohwalsch ist ein hoher Felsen bei Walscheid. Dorthin giengen einst vor langer Zeit zwei Mädchen aus Walscheid um Holz zu sammeln. Die eine fand eine ziemlich grosse Stein-Kiste auf der ein gewönlicher Schlüßel lag. Das Mädchen legte das Bündel Holz neben der Kiste ab und sprang fort um schnell ire Freundin aufzusuchen. Die fragte: „Hast du etwas auf die Kiste gelegt?“ Das muste die andere verneinen. Beide eilten nun zu dem Orte, fanden aber weder die Kiste noch das Bündel Holz. – Sobald man ein Stück der eigenen Kleidung auf solch gefundenen Gegenstand wirft, kann derselbe nicht mer verschwinden.


2 Die goldverwandelten Baumblätter

Vor ungefär 120 Jaren triben zwei Bauern aus Walscheid im Früjare das Vih auf den Fischbachberg zur Weide. Dort fanden dieselben einen steinernen Hafen, der mit grünen Blättern angefüllt war. Die Männer rollten den Hafen, wie im Spile, den Berg hinab. Zufällig fielen inen dabei einige der Blätter in ire Holzschuhe. Als sie nach Hause gekommen waren, fanden sie zu irem größten Erstaunen die Blätter in Goldstücke verwandelt. Troz allem Suchen fanden sie weder den Hafen, noch die in Gold verwandelten Blätter.


3 Dreiheiligen

Südwestlich von Dagsburg oberhalb der Beimbach soll vor alter Zeit ein Dorf gestanden haben, jezt ist an die Stelle ein großer Wald getreten. Dort siht man heute noch, wo die Kirche gestanden hat. Steine, bearbeitet wie Taufstein und Weihwasser-Kessel, ligen noch zerstreut herum. Die Leute aus Walscheid behaupten dort Prozessionen mit Fanen gesehen zu haben. – Den Ort nennt man Dreiheiligen. –

In Warheit befindet sich dort ein großes gallorömisches Grabfeld, Schöpflin sah noch vile aufrechtstehende Denkmäler dort. Der Ort hat auch an die Museen von Zabern, Strassburg und Kolmar vile Altertümer gelifert. Der Taufstein und die Weihwasser-Kessel sind viereckige Steine, mit ausgearbeiteten runden Hölungen in denen die Aschenurnen standen. Ein großer dreieckiger


  1. Alem. IX 30 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia IX. Marcus, Bonn 1881, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_IX_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)