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Hause zu scheuchen. Das später heranwachsende Geschlecht meinte dann Ulian oder Uliban sei der Name des Burgfräuleins gewesen und so hat in Wannweil die alte Schwabengöttin Berchta die Gestalt eines Burgfräuleins und den Namen der ersten evangelischen Pfarrfrau des Ortes erhalten und biß heute behalten.


6 DER VERHEXTE KAPLAN

All erdenkliche Warhaffte Weiber-Mängel
Einstens von Josepho Bassi, einem berühmten
[WS 1] Italiänischen
Historico, in Welscher Sprach heraus gegeben.

Joannes Nider in seinem Formicario erzehlet, was gestalten in der Gegend Basel ein Früh-Messer oder Beneficiat eines sonst sehr aufferbäulichen Lebens und Wandels sich befande, welcher darfür haltete, Hexerey seye kein wahrhafftige Sach, sonder nur eine Phantasey, und eigensinnige Einbildung. Aber Gott wolte ihm disen Fehler auff folgende Weiß benemmen. Eines Tags, als gedachter Herr Beneficiat seinen Geschäfften nachzugehen mit großer Eilfertigkeit über eine Brucken paßirte, begegnete ihm ein altes Mütterl mit nicht ungleicher Eilfertigkeit: der geistliche Herr wolte ihr zwar gern außweichen, aber konte nicht: jedoch, und weilen er in Deliberation stunde, ob er nicht dises alte Raffelscheit, welches nicht außweichen wolte, mit Fug in das Koth stossen möchte, hat dise Gabelfahrerin solches zeitlich vermerckt, und ist alsobald mit dem Zungen-Schwerdt auß der Schaiden der gantz verrost und verrotzigten Lefftzen hervorgewischt, speyt ein gantze Lachen voll der Schimpff- und Schmach-Wort auff den guten Geistlichen, er aber gehet seinen Weeg weiter fort, sambt er nichts hörete. Als er aber zu Nachts sich in die Ruhe begeben, und Morgens fruh von dem Beth widerum wollte auffstehen, hat er sich voller unmäßigen Schmertzen und gäntzlich verhexet zu seyn befunden, also zwar, daß er unterhalb denen Hüfften umb den halben Leib herumb, wie ein Reiff zusammen gebogen ware, derowegen er drey gantzer Jar sich durch andere Leuth in die Kirchen müste führen oder tragen lassen. Es wurde aber jene alte Unhold kranck, schickete jemand zu offtgedachtem Herrn Beneficiaten, mit Bitten, er wolle kommen, sie beichtzuhören; der Priester voller Unwillen sagte zu dem, der geschickt war: sie solle dem Teuffel, ihrem Meister beichten. Doch nach vilen Anhalten und Bitten seiner Mutter last er sich unter den Armen zweyer starcken Männer in der Krancken Hauß hinführen, und setzt

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bsrühmten
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger, Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XIX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XIX_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)