Seite:De Alemannia XI 040.gif

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quit, dagegen der Göttlichen und Himmlischen wider teilhafftig werden möchte. Massen in der allerbarmende GOtt (der kein Gefallen am Tod des Sünders träget) auch auf andere weise warnen und zur Busse ermuntern lassen, indem zu heißer Sommerszeit einer von seinen guten bekannten urplözlich seye von dem Donner berüret im an der Seiten weg, und in die Erde geschlagen worden. Welcher Fall nicht nur neue Forcht und Schrecken bey im verursachet, sondern in auch dahin bewogen, daß er sich von den Teufflischen Banden durch göttliche Hülff ganz und gar loßzureißen, dem Satan seinen Kauff wider aufzusagen, und als ein verlohrner Son bey seinem Himmlischen Vatter sich wider einzufinden gänzlich entschloßen hätte. Da aber solches der Bößwicht an im zeitlich vermercket, so hätte er in bald mit harten Troworten angefaren, bald mit vilen Verheißungen das Maul aufgesperret, bald den verschribenen fünffjärigen Termin zu produciren oder zu verlängern versprochen, bald (da er nichts bey im vermügen können) sich nicht anders angestellet, als ob er in seiner Widersezlichkeit halben gleich auf der stätte zu reißen und erwürgen wolte. Deßen aber alles ungeacht, so begere er auf seinem guten Vorhaben beständig zu verharren, und lebe der gewißen Zuversicht, daß GOTT stärker als der Teuffel seye, auch seine unendliche Barmherzigkeit alten armen bußfertigen Sündern widerfaren und gedeyen laße, vor deßen H. Angesicht begere er sich jezo wider zu stellen, nicht zweifflende, daß er um deß Todes und Verdienstes JEsu Christi willen Gnad und Vergebung erlangen werde. Der Satan (fur er fort) sag was er will, er reize mich zur Desperation und Verzweifflung an wie er mag, so bleib ich doch beständig darauf, daß GOTT vil stärker als der Teuffel seye! Wie mir nun dises lezte ser erfreulich zu vernemen gewesen, also ließ ich mir mit sonderbarem Fleiß angelegen seyn, daß er in solchem Vertrauen je mer und mer gestärcket, und zu bevorstehendem schweren Kampf wider den Teuffel recht außgerüstet werden möchte. Er gab hierauf abermaln mit Vergießung viler Tränen die Reu seines Herzens an den Tag, sprach ein Buß-Gebett über das andere auf gebognen Knien eiferig nach, schlug mit dem Zöllner öfters an die Brust, verfluchte seinen erschröcklichen Abfall von GOtt zum Teuffel, verdamte sein bishero gefürtes gottloses leichtfertiges Leben und seuffzte unabläßlich zu GOtt, daß wie er mit im bißhero so lang Gedult getragen, in nicht (wie seinen Mitgesellen) vom Donner erschlagen, oder vom Satan wie die andere dahin füren lassen; daß er im doch jezo ein bußfertiges Herz geben, ihn armseligen den Höllischen Löwen-Klauen entreißen, und das jenige Seelen-Hauß wider zu seinem Tempel und Wonung machen wolle, welches der Höllische Mord-Geist so vil Jar hero besessen und ingehabt hätte. Ich flehete selber neben ihm zu GOtt, daß er so wol seine Ere, als dises armen Menschen Seele retten, seine große Macht und Herrlichkeit erweisen, und disen bißhero

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XI. Marcus, Bonn 1883, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XI_040.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)