Seite:De Alemannia XVII 277.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

großen Heidenloch, woher der Weiher seinen Namen hat. Über Ursprung und Zweck der Hölen ist nichts bekannt.

Einst hauste hier ein berüchtigter Wilddieb; er stellte im Walde dem Wilde nach, fieng im Weiher Fische und war überall gefürchtet. So trib er lange sein Unwesen, biß er erschoßen ward. Nach seinem Tode muste er umgen. Man siht bißweilen einen nackten Mann aus dem Waßer auftauchen oder im Walde jagen. Sobald man in aber erblickt, ist er verschwunden. Seitdem die neue Landstraße, welche am Ufer des Weihers vorüberfürt, erstellt worden, hat man jedoch von der Erscheinung nichts mehr gehört.

Mündlich

ÜBERLINGEN THEODOR LACHMANN     


ZWEI SAGEN AUS VORARLBERG

1 DIE TEUFELSBESCHWERUNG IN OBERMAHREN

Obermahren ist ein ganz kleiner Weiler, welcher ungefär 3 km hinter dem Dorfe Kappl unweit von Ulmich[1] und etwas abseits von der alten Talstraße auf mäßiger Anhöhe ligt. Dasselbe würde gewiß außerhalb des abgelegenen Paznauns ganz verschollen gebliben sein, wäre es nicht die Geburtsstätte des gottseligen Tertiarpriesters Adam Schmied, welcher wärend seines lezten neunjärigen (1720–1729) unermüdlich eifrigen, äußerst segensreichen und überaus frommen Wirkens als Kurat in Kappl von seinem im anvertrauten Schäflein die innigste Liebe und Vererung, die gröste Anerkennung und den wärmsten Dank erntete und ob seines edlen, tugendhaften Karakters und seiner überreichen Verdienste um die Seelsorge in den fernen wie nahen Kreisen der Nachwelt der größten Vererung und eines unvergänglichen, gesegneten Andenkens genießt. Obermahren ist aber auch – wenn das kleine mit dem Großen einen Vergleich aushalten dürfte – die Wige einer Volkssage, welche mir heuer durch bloßen Zufal aus seiner Verborgenheit zu Oren gekommen ist und von der bißher wol schwerlich je eine Kunde über die Grenzen des Paznauntales gedrungen sein dürfte. Dise Sage erzälte mir ein gebürtiger Kappler, ein biderer sibzigjäriger Greis, ein Paznauner vom alten Schlage, und bei dem lebhaften Interesse und der großen Bedeutung, welche die volkstuemlichen und volksfreundlichen Gelerten heutzutage solchen Sagen beilegen, bin ich der Überzeugung, die Obermahrner, welche sich


  1. Ulmenwald, von Ulme.
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVII. Hanstein, Bonn 1889, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVII_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)