Seite:De Alemannia XXI 119.jpg

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Ein swester het wir, die hiess swester heilweige von rotenwurg, die was sunderlich andechtig, und het vil tugend, und da sie an dem tod lag, da baten sie die swester, das sie in etwas gutes sagt. Da sprach sie: das wil ich dun. Ir habt wol gehort und gesehen, das ich lang sich pin gewessen, und vil arbeit han erliden. Und ze einem mal, da gedacht ich, lieber herr, nu hab ich gross arbeit und pin gar an gotlichen trost und an menschlichen. Da pat ich und vordert von ganczem herczen trost von got. In disser begird kam ich fur der samnung stuben, und sah dar ein, da die samnung ze werck sass mit andacht nach gewonheit. Da sah ich, das vil engel dar innen was, und gross wunn und freud mit den swestern heten. Dar nach sach ich, das ein jüngling, der was minniklich und schon, einer iglichen swester ein rosen auf iren rocken stakte. Da er da der tur nahent, da bat ich in, das er mir auch ein gebe. Da sprach er: Ich gib niman, denn der in der samnung ist. Da gab er da aber iglicher swester aus einer puchsen, der smack was so unseglich suss, das im in diser werlt nicht geleichen mocht. Ich pat in aber von herczen, das er mir auch gebe. Da sprach er aber: Ich gib nimant, denn der in der samnung ist. Da vil ich da nider vor der tur von herczlicher beswerde, das ir mich dannen must tragen. Ir wont aber, das es mir von leiplicher krankheit wer. Dar nach sacht ir wol, wie sich ich was, das ich selten von der samnung kom, so sie ze werck sassen. Und pat mir ein kussen in die stuben legen, so ich nicht mer gesiczen mocht, das ich lege, das ich pei der samnung were, und genad mit in enpfing. In der selben zeit trug man iglicher siechen swester strosack und kussen in das werckhaus, das sie bey der samnung mocht bleiben von uberflussiger genad.

Ein vil selige swester het wir, die hiess swester Treutlint von weintingen. Die was in der werlt und hinnen aus vernennet, das ir got gross genad tet, und das got grosse dinck tet durch ir gepet. Unterweilen liess sie got kunftige dinck wissen, und gross genad tet ir unser herr. Der ich nit igliches kan geschreiben. Ein sunderlich andechtiges ende het sie. Wir paten sie, das sie uns etliche zeichen gebe, ob unser herr und unser frau zu irem ende kome. Das tet sie. Da pat sie uns, wenn sie uns das zeichen gebe, das wir denn das Salve regina singen. Das geschah, da sie uns das zeichen gab. Da ir die genad geschah, da sang die samnung das Salve regina mit andacht und mit mangen trahen. Also schied[1] sie heiliclich von uns, wann sie vil heilicklich het gelebt.

Da ich das geschreib, da hette wir ein selige swester, die hiess swester willbirch von offeningen. Die was in dem closter gewesen mer denn sechczig jar, die het sie alle vertriben in auss genomen ernst, und mit manigvaltigen genaden


  1. Hs. schied schied (!)
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)