Seite:De Alemannia XXXVI 186.jpg

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zu und ist mit einer Mauer umgeben, „welche die Churpfalz erhalten muß“.

Linkenheim: Die Baupflicht für die Kirche liegt wie bei allen der Karlsruher Diözese der Herrschaft ob. Der soeben präsentierte Pfarrer Martin Friedrich Hoyer gibt folgende alte Missbräuche zu Protokoll:

1. An Lichtmess gingen die kleinen Knaben und Mägdlein partienweise in den Häusern herum und sammelten Eier und anderes zu einem Kerzenbraten, welchen sie darauf verzehrten.

2. Am Sommertag machten sie zwei Partien, deren eine sich den Sommer, die andere den Winter nannten und sich nur zum Betteln gewöhnten.

3. Ebenso hielten sie es auch am Invokavit, welchen sie den weißen Sonntag nannten und vor den Häusern sprechen: Gebt uns weiße Erbsen und schwarze Bohnen, Gott wirds lohnen.

In Linkenheim versieht das Schulamt Gg. Valentin Becker, in Hochstetten Jo. Mich. Mainzer. Beide haben Provisoren (Hilfslehrer), jener, weil er nicht die Orgel schlagen kann, dieser, weil er schwerhörig ist.

Die Kirche (St. Egidi genannt) hat am Turm die Jahreszahl 1520; doch sind darin Grabsteine mit älterem Datum. Im Turm hängen zwei Glocken, die größere bei vier Zentner schwer, 1719 von Heinrich Ludwig Koßmann in Landau gegossen (auf Kosten der Gemeinde); die kleinere ist die Ratsglocke. Die zehnregistrige Orgel wurde 1741 angeschafft. Das Taufbuch trägt auf Seite 1 die Jahreszahl 1653; doch sind darin auch schon Taufeinträge von 1592; es reicht bis 1700; ein neues fängt mit 1700 an und hört mit 1741 auf; ein drittes beginnt mit 1742.

Das Pfarrhaus ist folgendermaßen beschrieben: Es steht fast mitten im Flecken in der sogenannten Kirchgasse, nicht weit von der Kirche, hat zwar räumliche Stuben, eine oben und eine unten und bei jeder eine Schlafkammer, einen mittelmäßigen Keller, eine Küche und ein Speisekämmerlein, überdies unten noch eine und oben noch zwei Kammern, einen ziemlich großen Speicher und darüber noch eine kleine Bühne. Der ziemlich große Pfarrgarten ist eine halbe Viertelstunde vom Haus gelegen.

Die Reihe der Pfarrer vom Jahre 1591 an ist folgende: 1591 Reinhard Keyber, 1593 M. Ezechiel Frey, 1608 M. Joh.

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXXVI. Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1908, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXXVI_186.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)