Seite:De Alemannia XX 212.jpg

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fast gar kein Wasser mehr zu sehen war. Auch sonst hat man schon mehrere 100 Wagen voll Schutt dahin geführt, aber immer und immer wieder kam das Wasser zum Vorschein und sank der Boden. In manchen nassen Jahrgängen war so viel Wasser darin, dass fast eine Mühle hätte getrieben werden können. Das Wasser ist lauter Grundwasser. Beim Auswerfen von Gräbern auf dem bei der Kirche gelegenen Gottesacker kam auch schon plötzlich solches zum Vorschein, während denn zur gleichen Zeit das im See meistens abnahm. – Man hat endlich im See schon öfters auch schöne Wildenten gesehen, die aber dann auch wieder lange Zeit hindurch nicht mehr sich blicken lassen.

An diesen wunderbaren und geheimnisvollen See also schließt sich folgende Sage an. An dieser Stelle war früher einmal ein Schloss[1], das mit dem auf dem nahen Schinberg (jetzt Schönberg genannt), der Schneeburg[2], in Verbindung stand. Ein unterirdischer Gang verband die beiden miteinander. Auch führte ein breiter Fahrweg von der Schneeburg hinunter. Die Bewohner des Schlosses waren sehr übermütig, üppig und gottlos. In ihrem Uebermut und ihrer Begierlichkeit wollten sie sich auch im Sommer das Vergnügen des Schlittschuhlaufens nicht versagen. Sie ließen sich deshalb – zwischen ihrem Schloss und dem Dorfe St. Georgen – eine Eisbahn von Salz herstellen. Bei schlechtem Wetter gingen sie auf Brodlaiben, am trockenen Fußes von einem Ort zum andern gelangen zu können, oder aber sie gingen in Stiefeln von ausgehöhltem


  1. Nach anderer Angabe ein Kloster. Man soll nämlich auch schon eine Kirchturmspitze daselbst erblickt haben.
  2. Hier spukt bekanntlich auch die Tannhäusersage. Vgl. H. Schreiber, Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland, Freiburg 1839. S. 348 ff. Ein Aufsatz darüber vom Herausgeber dieser Zeitschrift wird später erscheinen. Unter der Schneeburg soll übrigens jetzt noch ein Keller mit Wein sich befinden. Man erzählt sich, die Bewohner des benachbarten Dorfes Ebringen hätten einmal darnach graben wollen, seien aber von staatswegen gehindert worden (wol wegen Baufälligkeit der noch vorhandenen Burgreste). Auch sonst sollen daselbst noch Schätze verborgen sein, wie ein Zwerg einem Manne, der Bausteine dort ausgraben wollte, geoffenbart hat, ihn vor weiterem Nachgraben unter Drohungen abmahnend.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XX_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)