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Hühnerstall gesetzt werden. Hans trug die Hühner und Mariechen den Hahn. Aber o weh! der Hahn gebehrdete sich wild, schlug Mariechen mit seinen Flügeln ins Gesicht, und Mariechen ließ ihn fahren und er flog in den Garten. Die beiden jagten ihm nach und er flog auf die Wiese; sie jagten weiter, und er flog in den grünen Wald. Dort griffen sie ihn endlich nach der Jagd einer guten Viertelstunde und setzten sich ermüdet unter einer grünen Eiche, wodurch das freundliche Abendgesicht des Mondes sanft blickte. Die unschuldigen Kinder bliesen ihren Athem einander an und bliesen einen andern Athem auf, der lange verborgen in ihnen geglommen hatte. Hier unter dieser grünen Eiche faßte Hans zuerst Mariechens Hände und rief: O Mariechen! und wollte das holde Kind an sich ziehen und es umhalsen und küssen. Aber o Wunder! sie fuhren in demselben Augenblick erschrocken aus einander und standen wie zwei arme Sünder da; denn ein eisgrauer Mann mit einem weissen Stabe stand im Mondschein schauerlich da, und murmelte leise Worte. Er murmelte aber:


     Herum! herum! und wieder herum!
Das Glück ist rund, die Welt ist dumm.
Das runde Glück muß rollen,
Die dumme Welt muß schmollen.
Nun rolle Glück und schmolle Welt!
Will sehn, wie euch der Wandel gefällt.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_458.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)