Seite:De Arndt Mährchen 2 057.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

em: Ne, Mann, ick hew Gott dat Wurt gewen, un wi mütten em dat Wurt holden. Dat Kind is jo gottlow frisch un gesund, un de fief äwrigen Jåhr wo swinde gahn de ook hen! un wenn wi uns sör eene wilde Dern een flitiges frames Kind schafft hebben, is dat nich eene Gnad un Froid van Gott dem Herrn?

Un de Frau behelt Recht, un de Wewer gaff sick drinn, un Marieken spunn furt. Un as se nu gröter wurd, söstein säwentein Jåhr old, un all insegend was un in Gotts Wurt sehr belesen, fung se an äwer sick un äwer de Welt un Gotts Werke to denken, un mennige fine Gedanken snurrden mit dem Spinnrade un lepen mit dem Faden so furt, un se sung sick tüschen dem Stundenslag tom Tidvördrif mennigen hübschen Vers vör, un ehre Finger flögen man desto flinker äwer de Side hen. Äwerst nu vörging ook keen Dagg, wenn dat gegen de negde Stund ging, datt se nich am ehre Hemplings dachte un bedede, un ook woll weende. Ook hedd se sick eenen Sang utdacht, den unse Kinder nu noch jümmer singen, un wenn se den Sang utsungen hedd, nam se ehr Klöckchen un klung em as den Segen går lisign nah. Un dat tröstede ehr dat Hart. Un ditt was dat Kinderleedken:

Kringelkranz de Wide,
Ick spünn so’ne schöne Side
As em Håar
Negen Jåhr.
Mine Moder gaff mi’n Klöckchen,
Dat bund ick an min Röckchen;
Dat sed’ Klingdal!

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_057.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)