Seite:De Arndt Mährchen 2 243.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewöhnlich so hin der Teufel ist geduldig — und wirklich hat er die zäheste und höllischeste Geduld bei’m Seelenfange und kann sich schlagen und anspeien und beschimpfen und schänden lassen, und thut immer gleich freundlich, wie ein armer Jude bei’m Geldfange — aber von Natur ist er ein sehr ungeduldiger und feuriger Geist, und der alles gern auf das geschwindeste und durch seine eigne Kunst und List vollenden mögte; und deswegen ist er ja eben von Gott abgefallen, dessen Regierung ihm viel zu einfältig still und friedlich däuchte, und ist durch seine Ungeduld und Hoffart der tückische Vogelsteller und Seelenfänger geworden, der er nun ist und den Unfrieden und die Unruh in die Welt bringt. Er hat es beinahe ein Jahr mit dem Hans ausgehalten, ist aber zuweilen so in sich ergrimmt gewesen, weil alle seine Listen und Künste an ihm zu Schanden wurden, daß er mehrmals geflucht und geschworen hat, er wolle den ungelehrigen Tölpel fahren lassen und den klotzigen Eiszapfen von sich werfen. Endlich hat er sich vorgenommen, es noch mit ihm anzusehen und auszuhalten, bis sie zu der großen Wüste kämen, worin der reiche Mohrenkönig wohnte; da sollte Hans einmal mit Hunger und Durst versucht werden.

Als sie nun schon in Asien wanderten und schon durch Cilicien und die Thore des Taurus und durch Antiochien und Damaskus in Syrien gekommen waren, und jetzt aus dem hohen Libanon hinabstiegen und dann im gelobten Lande gegen die heilige Stadt Jerusalem hinaufgingen, begab es sich, daß Hans vor sich auf dem Wege etwas Blankes schimmern sah. Er lief hin, bückte sich mit

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_243.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)