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dem Dornstock. Denn ein gewaltiger Löwe sprang wüthend auf ihn ein. Aber Hans gab ihm mit seinem Stock dermaaßen auf die Schnauze, daß das Thier hintaumelte, schwang sich darauf auf seinen Rücken, faßte ihm den Rachen, brach ihm einen Zahn aus und rief: Sachte, mein Hündchen! hat diese Faust den Teufel kirr gemacht, wird sie dich auch bändigen. Und der Löwe demüthigte sich vor seiner freundlichen Stärke, kroch vor ihm im Staube und wedelte mit dem Schweife, als wäre er wirklich ein Hündchen gewesen. Und Hans, dieses Zeichens fröhlich, rief: du bist der Erste, komm! folge mir! und du sollst Neißnieder heißen. Neißnieder aber hüpfte neben ihm her; und Hans ging mit ihm des Weges fort immer gegen Sonnenuntergang.

Und als er kaum eine Stunde gegangen war, da fuhr aus einer Felshöhle ein Tiger auf ihn. Und Hans that ihm, wie er dem Löwen gethan, und das wilde Thier ward ihm unterthan, und er nannte es Bricheisenundstal. Und der Tiger lief auch mit ihm.

Und bald darauf hat er ein Pantherthier auf dieselbe Weise gewonnen, und es Packan genannt. Und als er das auch hatte, sprach er: Mit diesen drei Begleitern will ich den sehen, der mich angreifen soll.

Und die Vier liefen durch den heißen Sand bis zur Zeit der Mittagsglocke, die aber in der Wüste nicht läutete. Da fühlte Hans zuerst, daß er in der Wüste spazierte, sein Magen fing an zu gnurren und seine Zunge ihm an dem Gaumen zu kleben. Und er wollte fast verschmachten und auch seine Beine wollten nicht recht mehr

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_251.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)