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Kopf ruht auf einer Eichel. – Ha! warte, du Fauler! ich will dich schon aufwecken. Und er nahm seinen Bogen, legte einen Pfeil drauf, und traf grade in die Eichel. Und der Laufer fühlte den Ruck, erwachte, sah nach der Uhr, erschrack, daß er so viel Zeit verschlafen, sprang davon, und war in zwei Minuten mit feinem Apfel zur Stelle. Und der Mohrenkönig erstaunte und erblaßte, Hans aber gab den rosigen und goldigen Apfel in die Hand der schönen weißen Prinzessin von Hispanien, die ihn mit holdseliger Gebär empfing.

Und der Mohrenkönig sagte darauf: Hier ist die zweite Probe: Siehe dort weiden tausend fette Ochsen, und siehst du dort einen gelben Berg? das ist ein Reißkuchen zweitausend Malter groß – von solchem Inhalt sind unsre afrikanischen Pflaumenpuddings – und dort unter jenem blauen Zelte liegen zwanzig Faß Wein, das kleinste zwanzigmal größer als jenes bei euch weißen Schneeleuten gepriesene Heidelberger Faß. Magst du mir einen Schlinger und einen Schlucker schaffen, die damit in einer Stunde fertig werden, so kannst du noch wohl mein Herr werden. Und

Hans antwortete lachend: Meinst du, das sey was Schweres? und er rief: Wo sind meine Magern und Bleichen? Herbei mein rüstiges Brüderpaar! Hunger und Durst herbei! herbei! und schafft! Und sie kamen sich an die Arbeit zu machen, und der Hunger fraß und der Durst soff und sie schlangen und schlürften mit so scheußlicher Gier, und machten mit den Zähnen und der Gurgel so gewaltige Arbeit, als sey jenes Feuer da, von dem der heilige Petrus geweissagt hat, es solle am jüngsten Tage

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_264.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)