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die ganze Welt auffressen und verschlingen. Und nach einer halben Stunde war auch nichts mehr da als die leeren Häute der Ochsen und die hohlen Fässer und von dem Reißkuchenberg auch keine Spur. Und die beiden Entsetzlichen schlugen noch auf ihre dünnen Bäuche und schrieen: Mehr her! mehr her! und allen, die das Geschrei hörten, kam Grauen und Entsetzen an.

Der Mohrenkönig aber hielt sich tapfer und sagte: Das war nur eine Art Spaß, wie man ihn zur Ergötzung mit Kindern oder Tölpeln macht; im Fressen und Saufen sind viele Meister, und ist eigentlich eine Kunst der Dummen und eurer Helden aus dem weißen Abendlande. Aber nun richte mir die dritte Probe aus, und sage mir binnen einer Stunde genau, was der Teufel da unten in den heißesten Tiefen der Erde eben denkt. Und kannst du das, mag es wohl gelingen, daß du mein Herr wirst.

Und Hans flüsterte mit seinem Horcher, und der Horcher legte sich auf die Erde und horchte, und bald sprang er lustig wieder auf, und flüsterte mit Hans. Und Hans sprach zum Mohrenkönig: Herr Mohrenkönig, hast du auch ein Herz des Teufels Gedanken zu hören? Du verlangtest zu wissen, was der Teufel eben gedacht hat? Er hat mit seiner Großmutter geflüstert und gedacht: über meinem besten Vicesatanas auf Erden schwebt eine große Gefahr, und wie werd ich ihn herausreißen? Als der Mohren-

könig diese Worte vernahm, verstummte er in sich und ward blaß, wie Mohren blaß werden können, das heißt sein Gesicht ward fast grau wie Erde und das Weiße in

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_265.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)