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Viele aber haben gesagt, der Alte sey ein Zauberer gewesen, und darum habe niemand sein Häuschen und Gärtchen finden können. Das kann man aber nicht glauben; denn dann hätte er den Prinzen von sich und seiner Tochter doch wohl durch Zauberei wegbringen und fern halten können.

Der Alte, der aus den Augen des Königs Hilderich geschwinder als der Blitz mit seiner Tochter verschwunden war, hatte sich vor Schrecken und Ärger so erschüttert, daß er hart erkrankte und in wenigen Tagen eine Leiche war. Mit ihm war auch Nanthildens Glück gestorben. Die fremde Frau im Hause mit den beiden Töchtern, welche sie Mutter nannte, hatte sie gar nicht freundlich und mütterlich gemeint, aber sie hatte doch freundliche Gebärden gemacht und sich verstellt und gezwungen, als der alte Herr, den sie fürchtete, noch lebte. Kaum aber hatte er die Augen zugethan, so fuhren in sie und in ihre Töchter sieben Teufel der Bosheit, und sie brachten jetzt an den Tag, was sie sich früher nicht hatten merken lassen dürfen. Nanthilde, die schöne und unschuldige Nanthilde, das freundliche und sonnenscheinige Kind, das seines Vaters Liebling und Augapfel gewesen war, ward von der drei Gräulichen zur gemeinen Küchenmagd, ja zum Aschenbrödel, erniedrigt, und litt es alles geduldig und war still und gehorsam, denn sie erinnerte sich der Worte ihres Vaters, die er gesprochen, als die Fremden zuerst in das Haus gekommen waren: Nanthildchen, dies soll nun deine Mutter seyn und ihr sollst du gehorsam seyn.

Die Frau, die eine recht tüchtige alte Wetterhexe war, was sie bisher immer versteckt hatte, freute sich, als der

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_300.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)