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süßer höllischer Geruch, der frommen Christen als ein süßlich widerlicher Gestank in die Nasen steigt, kurz daß eine eigne höllische Witterung, auch bei der Unwissenheit, was Gefährliches dahinter stecken könne, solche Genossenschaft des satanischen Bundes oft mit unwiderstehlicher Gewalt zusammenlockt. So muß zum Beispiel solche verkappte Satansgilde, wo sie Freischützen wittert, ihnen in den Schuß laufen und fliegen, und auch die Freischützen werden von einem heftigsten Gelüst verlockt, grade solche verkleidete Thiere und Vögel zu schießen, und können es oft nicht lassen, einen Freischuß auf sie abzuknallen, wie streng und hart der schwarze Obermeister es seinen Leuten auch verboten und verpönt hat. Welche Hexe oder Hexenmeister so von ihrem Schuß getroffen werden, die müssen, wenn sie nicht gleich auf den Tod verwundet sind, ihr Lebenlang in der Gestalt rundlaufen oder rundfliegen, die sie trugen, als der bezauberte und mächtige Schuß sie traf. Daher sind manche Wölfe Füchse und Katzen, solange sie leben, Hexen und Hexenmeister, weil sie nach solchem Schuß aus der verwandelten Gestalt nicht wieder herausspringen können. Wenn sie aber von gewöhnlichen Jägern geschossen und verwundet werden, müssen sie zwar die Wunde oder Verstümmelungen an dem Gliedetragen, das getroffen und verletzt ward, aber sie können sich wieder in die Menschengestalt zurück verwandeln. So hat auch das listigste und klügste Regiment seine Gebrechen, und Satans Reich muß sich selbst Zaum und Gebiß anlegen.


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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_339.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)