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Der Rabenstein.


Es giebt viele absonderliche und wunderseltsame Geschichten und Dinge in der Natur, von welchen kein Mensch begreift, wie sie sich begeben und zusammenhangen, und sind doch da. Und wenn die Menschen sie erzählen hören, erstaunen sie und erschrecken, aber wissen können sie sie nicht. So ist es auch mit dem Rabenstein, wovon viele erzählen aber keiner etwas Gewisses weiß; daß es aber Rabensteine giebt, das weiß man wohl.

Ihr habt auch wohl von Diebslichtern gehört. Die sind fast eben wie der Rabenstein und wie andre unsichtbare Diebslaternen. Es ist aber gräulich zu erzählen, wie Diebslichter gewonnen werden. Sie sind die Finger von ungebornen und unschuldigen Kindlein; denn die Finger von schon gebornen und getauften Kindern kann man dazu nicht gebrauchen. Und was für ungeborne Kindlein sind das? und wie muß man die Lichter gewinnen? Wenn eine Diebin oder Mörderin sich selbst erhängt oder ersäuft

hat oder gehängt oder geköpft worden ist und ein Kind in ihrem Leibe trägt, dann mußt du hingehen um die Mitternacht, auf des Teufels Straßen, und nicht auf Gottes Straßen, mit Beschwörungen und Zaubereien, und nicht

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_348.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)