Seite:De Auerswald und Lichnowsky 028.jpg

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Die Zahl der Bewaffneten um und im Schmidt’schen Garten vermehrte sich sehr schnell. Der Garten ward umstellt und innen entstand ein wildes Durcheinanderlaufen. Man suchte die Reiter, deren Pferde alsbald entdeckt worden waren.

„Wo sind die Schufte? Heraus mit den Hunden!“ fuhr man den Gärtner Schmidt an, der betheuerte, daß er nichts von denen wisse, die man suche. „Wo sind die Verräther,“ wurde geschrieen, „die Volksverräther, die Schuld sind an dem Blut, das jetzt in Frankfurt vergossen wird? Der Lichnowsky ist im Hause, der Spitzbub, der Landesverräther! Wenn wir den Hund kriegen, wird Standrecht gehalten. Rache, Rache wollen wir haben.“ Der Garten, das Gesträuch, die Bohnenpflanzung, alle Räumlichkeiten des Hauses und der Nebengebäude wurden sofort auf’s Genaueste untersucht, Stall, Treibhaus, Heuboden, das Regenfaß, die Schornsteine, selbst der Heizungskanal des Treibhauses, in welchen mit Spießen und Säbeln gestochen wurde. Sowohl die Schnepfische, als die Schmidt’sche Wohnung wurde eifrigst durchmustert, und die Hausbewohner unter Drohungen Alles aufzuschließen gezwungen.

Gegen die Frauenzimmer benahmen sich einige wild und roh, während Andere sie beruhigten, und versicherten, daß ihnen nichts geschehen solle, daß man nur die Spione, die Volksverräther heraus haben wolle. Entwendet wurde nur eine dem Lehrer Schnepf gehörige Pistole, was jedoch gerade solche, die sich als Anführer benahmen, sehr in Wuth brachte.


Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_028.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)