Seite:De Auerswald und Lichnowsky 049.jpg

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machen schon in der ganzen Stadt herum. Dabei schimpfte er auf das Parlament: das wären keine Vollsvertreter, sondern Volkszertreter, und Vieles so.“ – „Schon am Morgen kam er in eine Bockenheimer Wirthschaft und hat eine merkwürdige Predigt gethan, er klopfte auf den Tisch und hat die Leute all ganz rebellisch gemacht.“ – Abends in Bornheim: „da hat der dicke Judenlehrer eine furchtbare Rede gehalten; der Kerl stand auf der Bank und hat mit Arm und Bein so furchtbar getobt, daß ich nicht Alles kapirte.“ – „Der dicke Jud zog mit einer Sense mit (d. h. mit der Ginnheim-Bockenheimer Freischaar) … Noch am Abend hat er Brüll gethan, wie am Mittag“ u. s. f. –

Besagter Buchsweiler nun, von dessen bloßer Bravour mit dem Maul die Zeugen übereinstimmend reden, scheint bei dem blinden Lärm, daß die Preußen kommen, sich aus dem Staube gemacht und die Ginnheim-Bockenheimer Freischaar im Stiche gelassen zu haben.

Nachdem nun Auerswald bereits ermordet im Graben lag, sahen Laz. Bamberger, Gerson Sonneberg und Franz Jakoby, im Begriff, sich durch das Gäßchen III. zu entfernen, den, Buchsweiler von der Friedberger Chaussee herankommen. Derselbe fragte nach der Stelle, wo Auerswalds Leiche liege, und verlangte sofort dahin geführt zu werden, wobei er ohne Weiteres seinen Arm in den des Sonneberg legte. Als sie zu der Stelle kamen, wo Auerswald lag, rief dem Judenlehrer ein Bewaffneter in der Art eines Bekannten zu: „Dort führen sie auch den Lichnowsky.“ Als Buchsweiler dieß hörte, that er wie närrisch, weinte, küßte dem Bewaffneten die mit Pech beschmierte Hand, sprang hin und her und rief: „Gottlob,

Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_049.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)